Im vorigen Jahr sorgten Sonja Zietlow und Daniel Hartwich mit der Ablehnung ihres Comedypreises für die Moderation der erfolgreichen RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" für helle Aufregung. Sie hätten den Preis gerne genommen - allerdings nicht im ersten Jahr nach Dirk Bach, ließ das Duo in einer Video-Botschaft mitteilen. Nachdem der Preis inzwischen allerdings doch noch bei Dirk Bach angekommen ist und seit einigen Monaten das Grab des vor zwei Jahren überraschend verstorbenen Komikers schmückt (DWDL.de berichtete), war mit einem ähnlich aufregenden Abend beim diesjährigen Comedypreis in Köln nicht zu rechnen - vorsichtshalber hatten die Verantwortlichen diesmal sogar komplett darauf verzichtet, einen Preis in der Kategorie Beste Moderation auszuloben.

Eine Überraschung dieser Art blieb in diesem Jahr aus. Dafür überraschte allerdings Carolin Kebekus, die erstmals durch die Preisverleihung führte, die erst am kommenden Samstag auch bei RTL ausgestrahlt wird. Das tat sie derart souverän, dass zwischenzeitlich beinahe die Gewinner des Abends in den Hintergrund rückten. Ganz gleich ob Sport, Veganer, Crystal Meth oder Helene Fischer - kaum ein Thema war bei der Comedypreis-Gala am Dienstagabend im Kölner Coloneum vor ihr sicher. "So ein Senderwechsel ist Kopfsache", scherzte Kebekus über die mauen Ergebnisse der Fußball-Nationalmannschaft, die neuerdings bei RTL kickt. Und zum Hype um die vermeintlich perfekte Helene Fischer, die aktuell fast überall zu hören ist, fragte sie: "Nimmt denn gar keiner mehr Drogen?"

Da war es nur konsequent, dass Carolin Kebekus gegen Ende der Verleihung selbst den Fischer-Hit "Atemlos" - laut Einschätzung der Komikerin "Friseusen-Disco-Bums-Musik" - zum Besten gab. In ihrer ganz eigenen Version, versteht sich. "Atemlos, gute Nacht - seht, was Schlager aus euch macht!", sang sie, nachdem sie zuvor standesgemäß von der Studio-Decke auf die Bühne schwebte. Nicht zuletzt Kebekus war es also zu verdanken, dass die Preisverleihung über weite Strecken äußerst unterhaltsam geriet. Je rarer sie sich im Laufe der Show machte, desto zäher wurde die Veranstaltung allerdings. Gut, dass Kebekus dann auch selbst zu den Gewinnern des Abends zählte: Wie schon im vergangenen Jahr wurde sie als beste Komikerin ausgezeichnet.

Den Preis in der Kategorie Bestes TV-Soloprogramm erhielt sie dagegen nicht - hier musste Kebekus Sascha Grammel den Vortritt lassen, der für sein Puppen-Spektakel "Keine Anhung" den Comedypreis erhielt. Und so erhielt letztlich Mario Barth, der derzeit für neue Folgen seiner Personalityshow vor der Kamera steht und nicht in Köln sein konnte, als einziger an diesem Abend gleich zwei Auszeichnungen. Für ihn gab es nicht nur zum neunten Mal den Comedypreis für den erfolgreichsten Live-Act, sondern auch einen Preis für die beste Comedyshow. Das RTL-Format "Mario Barth deckt auf", das derzeit Spitzen-Quoten einfährt, setzte sich etwas überraschend gegen namhafte Konkurrenten wie den Vorjahres-Sieger "Circus HalliGalli", das "Neo Magazin" und die "heute-show" durch.

Etwas überraschend auch der Gewinner in der Kategorie Beste Comedyserie: Hier setzte sich die RTL-Serie "Der Lehrer" durch, während "Der Tatortreiniger" leer ausging. Hauptdarsteller Bjarne Mädel hatte zuvor bereits Christoph Maria Herbst als besten Schauspieler den Vortritt lassen müssen. Katrin Bauerfeind hatte in ihrer unterhaltsamen Laudatio über Herbst gescherzt: "Er spielt Arschlöcher, aber auch Hitler." Zur besten Schauspielerin wurde Annette Frier gewählt, deren ZDF-Film "Die Mütter-Mafia" dagegen nicht als beste TV-Komödie ausgezeichnet wurde. Hier ging der Preis an "Ein Schnitzel für alle" - eine Auszeichnung, die WDR-Fictionchef Gebhard Henke als Ansporn für mehr Humor in seinem Sender ansah.

Doch die ARD hatte in diesem Jahr gleich mehrfach Grund zur Freude: Während das ZDF komplett leer ausging, gab's den Comedypreis auch für die unkonventionelle NDR-Sketchcomedy "Krude TV - Comedy von Norden" und den Show-Klassiker "Verstehen Sie Spaß?", der für die beste Versteckte Kamera ausgezeichnet wurde. Es war übrigens in der 34-jährigen Geschichte der Show der erste Preis, wie Moderator Guido Cantz auf der Bühne sagte. Mit dem Ehrenpreis wurde indes Ingolf Lück ausgezeichnet, auf den Hugo Egon Balder eine launige Laudatio hielt. Dieser sei in den letzten Jahren ja nicht so häufig im Fernsehen zu sehen gewesen, sagte er und fügte an, dass mit dem heutigen Abend "endgültig Feierabend" sei. Balder: "Marcel Reich-Ranicki ist tot - es lebe Ingolf Lück!"