Das "Handelsblatt" wird ab Januar von einer Doppelspitze geleitet: Sven Afhüppe, bislang stellvertretender Chefredakteur, wird zum neuen Chefredakteur berufen und die Wirtschafts- und Finanzzeitung fortan gemeinsam mit Hans-Jürgen Jakobs leiten. Beide sollen die geplante Redaktionsreform umsetzen, bei der die zwei Digitalredaktionen Handelsblatt Online und Handelsblatt Live sowie die Printredaktion miteinander verschmolzen werden. Die Doppelspitze trage vor allem der arbeitsintensiven Umbauphase der knapp 200-köpfigen Redaktion, die an 25 Standorten in 18 Ländern arbeite, Rechnung, hieß es von Seiten des Verlags.

Die Redaktionsreform sieht demnach in erster Linie die Überwindung der Trennlinien zwischen Zeitung und Digitalredaktionen vor. So soll die Redaktion künftig in den vier Ressorts Unternehmen, Wirtschaft & Politik, Finanzen und Agenda organisiert sein und für alle technischen Plattformen arbeiten. Gesteuert werden die Ressorts von den beiden Chefredakteuren Sven Afhüppe und Hans-Jürgen Jakobs sowie den beiden stellvertretenden Chefredakteuren Thomas Tuma und Oliver Stock. Ziel der neuen Struktur sei es, "Arbeitsabläufe zu vereinfachen, unnötige Barrieren zu beseitigen und den Qualitätsjournalismus weiter voranzutreiben". Für die Zeit für die Vor-Ort-Recherche im In- und Ausland soll dadurch mehr Zeit gewonnen werden.

Begleitet wird die Neuorganisation von einer "Agenda Freiheit", die das Ziel hat, die Selbstbestimmung der Redakteure zu erhöhen und die Präsenzpflicht in der Redaktion zu lockern. So kann künftig jeder Redakteur selbst entscheiden, wo er seine Arbeitszeit verbringt - am Schreibtisch oder bei der Vor-Ort-Recherche. All das mündet in das neue Konzept "Das Handelsblatt, die Reporter-Zeitung", dessen Konzept im ersten Quartal 2015 umgesetzt werden soll. Die Zahl der Redakteure soll im Übrigen unverändert bleiben, beschwichtigt der Verlag schon mal und betont, es gehe vielmehr um eine "Neugewichtung". So werde sich die Zahl der Korrespondenten und Reporter sich perspektivisch erhöhen, während die Zahl der internen Redaktionsstellen verringert werden soll.

"Mit Sven Afhüppe wird beim Handelsblatt ein Generationenwechsel eingeleitet. Seine wichtigste Aufgabe wird es sein, den Qualitätsjournalismus der Zeitung weiter zu entwickeln - in der Papierausgabe und auf den digitalen Endgeräten", sagt Verleger Dieter von Holtzbrinck über den neuen Chefredakteur, der bereits seit 2006 für das "Handelsblatt" arbeitet. Herausgeber Gabor Steingart: "Wir haben Sven Afhüppe als sehr verantwortungsbewussten Journalisten kennengelernt. Der Verleger, Hans-Jürgen Jakobs und ich trauen ihm das nötige Fingerspitzengefühl bei der Umsetzung der Reform zu und glauben, dass seine Kreativität bei der Weiterentwicklung der Zeitung einen wichtigen Beitrag leisten wird."

Sven Afhüppe selbst sagt: "Ich freue mich auf die neue Aufgabe, gemeinsam mit Hans-Jürgen Jakobs die Traditionsmarke 'Handelsblatt' weiter zu entwickeln. Ich sehe das Handelsblatt als Innovationstreiber unter den deutschen Tageszeitungen. Diesen Anspruch gilt es täglich einzulösen." Und auch sein Kollege Hans-Jürgen Jakobs freut sich: "Die Zusammenarbeit mit Sven Afhüppe war bislang sehr fruchtbar. Gemeinsam, im Team, werden wir den Redaktionsumbau zum Erfolg führen."