RTL hat weitere Konsequenzen aus dem unglücklichen Undercover-Einsatz eines Reporters bei der Pegida-Demonstration in Dresden gezogen. "Verdeckte Einsätze und Undercover-Recherchen müssen in Zukunft noch genauer im Vorfeld abgewogen und in jedem einzelnen Fall mit der Chefredaktion abgestimmt werden", erklärte RTL-Chefredakteur Michael Wulf dem "Tagesspiegel". Wirkliche Undercover-Recherchen seien eine probate Vorgehensweise dann und nur dann, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft seien, um Missstände aufzudecken und zu dokumentieren.

Auch Wulf kritisierte in diesem Zusammenhang noch einmal die Arbeitsweise des Reporters, der zwei Jahren lang für den Privatsender tätig war. "Der Reporter hatte den expliziten Auftrag, lediglich Stimmungen und Gespräche der Demonstranten untereinander einzufangen", sagte der Chefredakteur. "Auch wenn sich hier rein handwerklich das Mittel der verdeckten Recherche mit versteckter Kamera als eine Option angeboten hat, so war es in diesem Fall nicht die richtige Herangehensweise." RTL hatte sich am Wochenende von dem Reporter getrennt, nachdem bekannt geworden war, dass dieser dem NDR als vermeintlich islamkritischer Demonstrant ein fragwürdiges Interview gab. Die Aussagen waren daraufhin in der vergangenen Woche bei "Panorama" zu sehen - ohne dass der Sender wusste, dass es sich bei dem Mann um einen RTL-Kollegen handelte.

Kritik kam inzwischen von allen Seiten. "Wir haben gerade nicht gezielt nach 'Glatzen', NPD-Funktionären etc. gesucht, obwohl die auch da waren. Sondern die anderen interviewt, die in der Mehrheit waren. Nun wird das durch einen RTL-Reporter in Frage gestellt", zeigte sich "Panorama"-Redaktionsleiter Volker Steinhoff verärgert. Und auch der Deutsche Journalisten-Verband hat sich mittlerweile geäußert. "Mit seinem Verhalten gibt der RTL-Reporter den Menschen, die sich da jeden Montag treffen, neues Futter, um gegen den Journalismus zu schießen", betonte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. "Das hat die Glaubwürdigkeit in den Journalismus erschüttert, nicht nur bei den Pegida-Anhängern, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit."

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