Nach den Angriffen so genannter "Fußball-Fans" auf das Auto, in dem Sky-Kommentator Marcel Reif am vergangenen Samstag zum Dortmunder Stadion gefahren wurde, hat sich Sky-Sportchef Burkhard Weber in der "tz" kritisch und zugleich besorgt zu dem Vorfall geäußert. Er sprach von einer neuen Qualität von Anfeindungen. "Und deswegen ist jetzt auch der Punkt gekommen, um zu sagen: Die Grenze ist überschritten, so geht es nicht weiter. Wir Journalisten, und da schließe ich auch die Hörfunk- und Printkollegen mit ein, sind kein Freiwild - nur weil irgendeinem Fan ein Kommentar zu seinem Fußballverein nicht passt. Wir müssen sehr aufpassen, dass das Ganze nicht eskaliert."

Als eine Ursache sieht Weber die Anonymität im Netz. Dort würden Reif und andere Kollegen "aufs Übelste beschimpft", so Weber. "Damit wird der Kessel aufgeheizt. Und die Frage ist: Wo führt das hin? Man muss mittlerweile ganz klar ein Stoppschild setzen, denn so geht man nicht mit Menschen um. Wir sind immer noch beim Fußball. Den nächsten Schritt möchte ich mir gar nicht vorstellen." Vor allem das Gruppenauftreten sorge für eine Eskalation. "In der Gruppe wollen viele Menschen stark wirken, ihren Klub verteidigen. Vor solch einem Derby scheint der Hass-Pegel ohnehin recht hoch zu sein."

Weber: "Spricht man mal einzeln mit den Menschen, ist es in der Regel halb so schlimm, dann finden sie die Kommentare plötzlich gar nicht mehr so falsch." Nun will der Sky-Sportchef verstärkt das Gespräch mit der DFL und den Fanbeauftragten der Vereine suchen. "Wir haben eine Fürsorgepflicht unseren Mitarbeitern gegenüber. Sie sollen nicht mit Angst ins Stadion gehen müssen." Neben Reif befanden sich am vergangenen Samstag auch dessen Ehefrau und eine weitere Dame im Auto. Der Kommentator erklärte später, es habe bereits mehrfach Angriffe auf ihn gegeben. Meistens bleibe es jedoch bei verbalen Beschimpfungen.

Härter traf es im Umfeld des Ruhrpott-Derbys ein Team des ZDF, das mit Böllern beworfen wurde. Eine Tonassistentin erlitt dabei Brandwunden am Bein. ZDF-Kommentator Béla Réthy - selbst häufig Opfer von Anfeindungen der anonymen Masse im Internet - gibt sich trotz der Kritik jedoch betont gelassen. "Ich nehme das hin wie jeden Tag die Wettermeldungen", sagte er der "Welt". Am Mittwochabend wird er übrigens gemeinsam mit seinen Kollegen Marcel Reif und Tom Bartels im "Sportschau-Club" bei Alexander Bommes zu sehen sein. Gut möglich, dass die jüngsten Ereignisse dann noch einmal aufbereitet werden.

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