"Das ganze Gerede vom Tod des Fernsehens oder von Print - das muss ich leider hart sagen - ist in weiten Teilen eine Feuilleton-Debatte." Thomas Ebeling sieht das Ende des Fernsehens also noch nicht gekommen. Eine andere Meinung wäre allerdings auch überraschend gewesen, immerhin ist Ebeling der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1. Als Beispiel für seine These führt er im "Bilanz"-Interview "Orange is the new Black" an, "eine tolle Serie" von Netflix, wie Ebeling zugibt. "Aber da draußen sind 80 Millionen Leute, mit deren Lebenswirklichkeit das wenig zu tun hat. Bei ProSieben würde die Serie keine vier Prozent haben. 'House of Cards' haben wir damals gekauft. Ich liebe sie. Wie viel Prozent hat sie bei Sat.1 gemacht? Sieben. Selbst 'Homeland' kam dauerhaft auf keine zehn. Oder meine Lieblingsserie 'Sons of Anarchy': mit Ach und Krach um die fünf Prozent bei kabel eins. So eine tolle Serie! Ich habe geweint am Ende. Aber ein Massenphänomen war das nicht."

Doch so gering er die Erfolgschancen von Serien wie "Orange is the new Black" auch schätzt, so sehr mangelt es Ebelings Meinung nach in Deutschland auch an guten Serienmachern. "Deutschland und Europa haben weder die Autoren noch die Breite an erstklassigen, international vermittelbaren Schauspielern", so Ebeling gegenüber "Bilanz". "Jeder, der sich mit US-Sachen auskennt, muss einfach den Hut ziehen, wie gut die Drehbücher und wie gut die Schauspieler sind. Können wir mithalten? Leider selten. Das wäre genauso, als wenn ich mit einem Footballteam aus Deutschland gegen die New England Patriots antreten würde. Ich wünschte, es wär' anders." Neue Serien-Projekte für die deutschen Sender kündigt Thomas Ebeling nicht an. Stattdessen freut er sich über die Produktionsfirma Red Arrow, die mittlerweile unter den Top Ten der unabhängigen Produzenten rangiere. "Wahnsinnig stolz" sei er, dass man die erste Amazon-Serie produziere oder etwa die Drama-Serie "The Odyssey" für NBC.

ProSieben oder Sat.1 hilft das freilich erst mal wenig, doch geht es nach Ebeling, dann soll sich die Abhängigkeit des Unternehmens von den TV-Werbeeinnahmen in Deutschland verringern. "Ich freu' mich natürlich, dass unser Werbegeschäft gut läuft, aber es ist für meinen Geschmack noch zu dominant", betonte der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende. "Ich wünsche mir, dass der Umsatz, den wir nicht mit dem deutschen TV-Werbegeschäft erzielen, deutlich höher wird." Bis 2018 soll der Anteil nur noch 40 Prozent betragen. Zufrieden zeigte sich Ebeling derweil mit seiner Strategie "Marketing for Equity", bei der jungen Firmen Werbezeit gegen eine Umsatz- oder Firmenbeteiligung zur Verfügung gestellt wird. Zwischen fünf und zehn Prozent der Werbefläche werden inzwischen für derartige Modelle genutzt - das hat ProSiebenSat.1 in den vergangenen vier Jahren über 300 Millionen Euro Umsatz gebracht. "Und die Rendite ist hocherfreulich, das können Sie sich ja vorstellen", so Ebeling.

Angesprochen auf seinen Bonus in Höhe von mehr als 23 Millionen Euro, den die Beteiligungsfirmen Permira und KKR ihm zum Abschied spendierten, bleibt Ebeling gelassen. "Geld ist wirklich nicht meine wichtigste Motivation, aber ich finde den Betrag auch relativ zu anderen nicht übertrieben." Auf die Frage, ob das nicht unverhältnismäßig sei, kontert er: "Wir haben den Börsenwert um sieben Milliarden gesteigert. Es ist in Deutschland nicht populär, ich weiß, aber im internationalen Vergleich sind solche Bonus-Zahlungen eher wenig." Er habe sich auch über das Aktienpaket in Höhe von rund 74 Millionen Euro gefreut, das Springer-Chef Mathias Döpfner einst bekam, lässt Ebeling den Springer-Fragensteller Willi Köster wissen. Am Ende des Interviews macht er dann auch noch deutlich, dass ihn das TV-Geschäft nicht oberflächlicher gemacht habe: "Was einen verändert, ist das Leben, aber nicht das Fernsehen."