Ende 2014 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass TV-Anbieter, die ihr Programm bundesweit ausstrahlen, auch regionale Werbung zeigen dürfen. Es gebe schlicht keine entsprechende Regelung im Rundfunkstaatsvertrag, die das verbieten würde. Die privaten Regional-TV-Sender sowie die Verleger liefen daraufhin Sturm gegen das Urteil und forderten eine Gesetzesänderung. Die wird es nun aber vorerst nicht geben, denn mit Bayern hat ein Bundesland sein Veto eingelegt. Beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) stößt das auf Unverständnis, die Entscheidung sei ein "medienpolitisches Desaster", sagt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. 

Die MPK kündigte an, den Sachverhalt auf den 18. Rundfunkänderungsstaatsvertrag verschieben zu wollen. Wolff sagt dazu: "Was nicht heute geregelt wird, kommt zu spät. Damit legt die Politik einmal mehr völlig unnötigerweise die Axt an die wirtschaftlichen Grundlagen der Verlage." Er bezeichnet es außerdem als "pikant", dass ausgerechnet Bayern sein Veto eingelegt habe. Also jenes Bundesland, in dem auch die ProSiebenSat.1-Gruppe beheimatet ist - dort hatte man sich das Recht auf regionale Werbung erstritten. 

Die bundesweit ausstrahlenden Privatsender würden nun in den regionalen Werbemarkt eingreifen und den dortigen Medien "einen Teil ihrer Finanzierungsgrundlage entziehen", kritisiert Wolff. Außerdem leisten diese Sender laut dem BDZV-Chef keinen Beitrag zur regionalen Medienvielfalt. Dieser Meinung ist man auch bei der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR). Das Veto Bayerns sei bedauerlich, so der APR-Vorsitzende Felix Kovac. "Wir befürchten ein massives Eindringen der beiden privaten TV-Familien in regionale Werbemärkte", so Kovac weiter.

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die ProSiebenSat.1-Gruppe in Sachen regionaler Werbung mit dem Regional-TV-Vermarkter TV Bayern kooperieren will. Das Unternehmen vermarktet einige regionale Sender in Bayern. Einige davon finden den Plan ihres Vermarkters gar nicht gut und drohten bereits mit Kündigung. Bei TV Bayern vertritt man hingegen eine ganz andere Meinung und sieht im Gegenteil große Chancen in der Kooperation mit ProSiebenSat.1, die den lokalen TV-Stationen den Zugang zum nationalen Werbemarkt öffnen könnten. Lokalradios sei das mit ihren Vermarktungskombis längst gelungen - bei lokalem TV gebe es hier noch viel Potential.

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