Knapp 14 Jahre nach der Einstellung des "Literarischen Quartetts" ist die Neuauflage des Klassikers unter den Literatursendungen im deutschen Fernsehen offenbar unter Dach und Fach. Das bestätigt der Literaturkritiker Volker Weidermann, der die Sendung künftig leiten wird und damit die Nachfolge von Marcel Reich-Ranicki antritt, gegenüber der "Zeit". "Ich habe die Sendung und Marcel Reich-Ranicki immer so bewundert und so viel von seiner Art, über Literatur zu sprechen, gelernt, dass ich das gerne in die Gegenwart transformieren möchte", so Weidermann.

Weidermann leitete zwölf Jahre lang das Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und wechselte gerade zum "Spiegel". An der Seite von Weidermann diskutieren Christine Westermann und Maxim Biller sowie ein wechselnder Gast über Literatur. Harald Schmidt, über dessen Besetzung vor einigen Wochen spekuliert wurde, ist zumindest als festes Ensemble-Mitglied also nicht dabei. Die erste Sendung ist demnach für den 3. Oktober geplant.

Christine Westermann moderiert nicht nur "Zimmer frei", sondern seit vielen Jahren auch Literatursendungen im Radio und Fernsehen. Dass sie nur Gutes über die Bücher zu sagen habe, befürchtet Weidermann nicht: "Klar, sie sagt von sich selber, dass sie keine Kritikerin ist, sie macht keine Verrisse. Aber sie wird nun auch Bücher lesen müssen, die ihr nicht gefallen. Das setzt früher oder später negative Energien frei, da bin ich ganz sicher."

Maxim Biller sei zudem für "seine Angriffs- und Streitlust berühmt", so Weidermann. "Und seine Texte, die er als Schriftsteller über Literatur schreibt, übertreffen die der meisten Literaturkritiker an Schärfe und Genauigkeit um Längen. Biller hat eine große Lust am Widerspruch wie auch daran, sich widersprechen zu lassen, die Freude am klaren Ja und klarem Nein, die auch Reich-Ranicki hatte." Die Frage, warum kein weiterer klassischer Literaturkritiker in der Runde sitzt, beantwortet Weidermann so: "Wir haben ja in jeder Sendung einen freien Platz, den wir mit Sicherheit sehr regelmäßig mit einem professionellen Kritiker besetzen werden."