"Ich bin der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, neben einem privaten einen guten, coolen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu haben. Ich kann zwar versehen, dass Leute es furchtbar finden, dafür Geld zahlen zu müssen, aber ich möchte nicht in einem Land wohnen, in dem es nur Privatfernsehen gibt." Jan Böhmermann hielt im Interview mit dem Bahn-Magazin "db mobil" ein Plädoyer für den beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der ihm mit dem "Neo Magazin" seine Plattform bietet - wenn auch nach wie vor nur in der Nische. Böhmermann kokettierte einmal mehr mit seinen niedrigen Zuschauerzahlen und sprach von einer "kleinen Losershow".

Als Beleg für die Notwendigkeit sowohl der ARD als auch des ZDF zog er die Varoufakefake-Aktion heran - also die Behauptung, das "Neo Magazin" habe den Stinkefinger gefälscht, über den Günther Jauch diskutieren ließ. "Mich hat gewundert, dass man in der wichtigsten Talkshow im deutschen Fernsehen allen Ernstes nichts Besseres zu tun hat, als eine Geste, den vor Jahren auf einem Festival gezeigten Stinkefinger des heutigen griechischen Finanzministers, aus dem Kontext zu reißen. (...) Die Aufgabe unserer kleinen Show ist es, dafür zu sorgen, dass sich so ein Unsinn nicht unreflektiert versendet." Böhmermann ist sich sicher, dass die Varoufakefake-Aktion so nur beim ZDF möglich gewesen wäre: "Kein werbefinanzierter Sender hätte für eine solche Geschichte Geld ausgegeben. Da wäre todsicher die Frage gekommen: Wer ist dieser Varoufakis überhaupt? Können Sie nicht etwas über Reiner Calmund machen, der ist ja so herrlich pummelig?"

Mit seinen Privatsender-Kollegen Joko und Klaas häufig in einen Topf geworfen zu werden, stört Böhmermann trotz aller öffentlichen Sticheleien, die immer wieder Teil der Sendung sind, nicht. Den Unterschied zu den beiden erklärt er so: "Nichts gegen Joko und Klaas, uns verbindet viel. Der einzige Unterschied ist, dass ich nicht so viel Spaß daran habe wie sie, mir die Eier am Studioboden festtackern zu lassen." Dass er immer wieder in einem Atemzug mit ihnen genannt werde, gebe ihm das Gefühl, "nicht alleine da draußen zu sein". "Man muss heute schon etwas extravagant sein, um in unserem Alter noch so etwas wie Fernsehen machen zu wollen. Es ist noch immer eine besondere Welt, mit Strukturen, die für den digitalen Medienwandel nicht gemacht wurden."

Positiv hebt Böhmermann eine Aktion wie das "Shitstorm-Roulette" in "Circus HalliGalli" hervor. Die Gäste und auch Joko und Klaas mussten dabei zufällig ausgewählte, fragwürdige Äußerungen über Twitter oder Facebook posten. "Ich finde interessant, wie Joko und Klaas es mit neuen Ideen wie dem 'Shitstorm-Roulette' im alten Medium Fernsehen schaffen, dass sich Schüler, die das gesehen haben, darüber austauschen." Eher unerwartetes Lob gibt's auch für Florian Silbereisen. "Der macht mit viel Körperspannung seinen Job. Er bietet keine abgenudelte, schlaffe 90er-Jahre-Schlager-Scheiße, sondern stramme 2015er-Schlager-Scheiße. Für einen billigen Gag ist das natürlich immer zu gebrauchen, aber grundsätzlich ist das, was er macht, völlig richtig."