Das Zuschauerinteresse war zu Jahresbeginn zwar allenfalls mäßig, doch bei Kritikern kam "Meine Tochter Anne Frank" schon damals gut an. Beim Fernsehfilmfestival Baden-Baden wurde der Film am Freitagabend nun mit dem Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ausgezeichnet. "Ein berührender Film, ein wohltuender stiller Film, kein pompöses Gedenken, vielmehr ein Triumph des liebenswürdigen Eingedenkens", lobte die Jury das Wekt und hob "die kluge Regie von Raymond Ley, das präzise Buch, das der Regisseur zusammen mit seiner Frau Hannah schrieb, die behutsame Montage, das herausragende Spiel der Darsteller und die unsentimentale Erinnerungskraft der Zeitzeugen" hervor.

Freuen darf sch auch Schauspielerin Christina Paul, die am Freitagabend für ihr Wirken im Film "Unterm Radar" ausgezeichnet wurde und den Preis für darstellende leistungen nun ihr Eigen nennen darf. Paul sei in dem Film eine "bewundernswerte Gratwanderung" gelungen, meint die Jury. "Sie öffnet einen weiten Erschütterungsraum, sie lässt uns unmittelbar mitfühlen, wie es sein muss, plötzlich aus der sicheren Lebensbahn geschleudert zu werden, plötzlich um sein Kind fürchten zu müssen, plötzlich der totalen Observation des Staates ausgeliefert zu sein."

Barbara Auer und Matthias Brandt wurden indes gemeinsam mit einem Sonderpreis für ihre darstellenden Leistung im "Polizeiruf 110 – Kreise" vom Bayerischen Rundfunk ausgezeichnet. "Man kann gar nicht anders, man muss Barbara Auer und Matthias Brandt lieben", zeigt sich die Jury begeistert. "Auer und Brandt sind Bescheidenheitsartisten, Sparsamkeitstkünstler, sie erspielen ihren Figuren einen sehr tiefen emotionalen Resonanzraum, einen reichen Erfahrungsschatz, sie erspielen ihren Figuren ein Herkommen, eine Herkunft, ohne jemals virtuos sein zu wollen. Wer ihnen zusieht, könnte vergessen, dass es Drehbücher gibt, sie spielen, als gäbe es keine Rollen, die bewältigt werden müssen, sie leben das Spiel". Brandt wurde außerdem auch mit dem Hans Albich Preis für besondere Verdienste im Bereich Fernsehfilm ausgezeichnet. Brandt schwinge stets kongenial mit den verschiedensten Regisseuren mit, ohne jedoch seinen eigenen Stil der kleinen, präzisen Gesten je zu verleugnen, lobte die Jury.

Während ansonsten die Öffentlich-Rechtlichen die Preisverleihung dominierten, darf sich auch ProSiebenSat.1 über eine Auszeichnung freuen. Zwölf Filme strahlte 3sat in den vergangenen Tagen aus und ließ die Zuschauer abstimmen. Den 3sat-Zuschauerpreis räumte dabei der Sat.1-Film "Die Ungehorsame" mit Felicitas Woll ab. Der Preis der Studentenjury ging an "Ein großer Aufbruch", den Matti Geschonneck für das ZDF produziert hat. Mit dem Nachwuchspreis MFG-Star der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg wurde der Regisseur Marc Brummund für seinen Film "Freistatt" von Juror Rosa von Praunheim ausgezeichnet.