Eine Anzeige der ungewöhnlichen Art halten am Samstag Leser der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in ihren Händen. In einer ganzseitigen Anzeige in schlichter Aufmachung sprechen sich weit über 100 Künstler für den Sänger Xavier Naidoo aus. "Menschen für Xavier Naidoo" heißt es schlicht in schwarzer Schrift auf rotem Grund. In der Anzeige sprechen sich prominente Unterstützer wie Til Schweiger, Jan Delay, Roger Cicero, Jan Josef Liefers und zahlreiche Weggefährten aus dem VOX-Format "Sing meinen Song", das Naidoo anführt, für den Künstler aus.

Die Anzeige ist ganz offensichtlich eine Reaktion auf das kleine Desaster rund um den Eurovision Song Contest. Ursprünglich hatte der Norddeutsche Rundfunk Naidoo als deutschen Vertreter bereits festgelegt und seine Entscheidung erst noch gegenüber der heftigen Kritik in den Medien und unter ESC-Fans verteidgt – die Kandidatur Naidoos aber nach zwei Tagen plötzlich doch wieder zurückgezogen. Offensichtlich war man auch in Reihen des NDR höchst unzufrieden mit der Entscheidung, die ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber maßgeblich zu verantworten hatte. Auch ARD-Programmdirektor Volker Herres übte im Nachhinein öffentlich Kritik am Alleingang des NDR.

Schreiber zeigt sich zwar fest davon überzeugt, dass Xavier Naidoo "weder Rassist noch homphob" sei, sah letztlich aber doch das Ansehen des Wettbewerbs und der deutschen Teilnahme gefährdet. "Die Nachricht, dass im Ausland darüber berichtet wird, dass ein Sänger für Deutschland antritt, der antisemitisch sei - auch wenn er es nicht ist - das können Sie nicht mehr umdrehen. Und das hätte bis zu Xaviers Auftritt in Stockholm die gesamte Berichterstattung überlagert", äußerte sich Schreiber gegenüber der Jugendwelle NJOY. Inwieweit Naidoo dies nun schaden werde, konnte Schreiber allerdings nicht beantworten.

"Ich bin aber sicher, dass zum Beispiel viele Musiker, viele Freunde von Xavier Naidoo sich auch öffentlich hinter ihn stellen werden", gab sich Schreiber allerdings bereits überzeugt und sollte damit nun offensichtlich Recht behalten. Medienberichten zufolge soll hinter der "FAZ"-Anzeige, die nach Listenpreis rund 70.000 Euro gekostet haben dürfte, der Konzertveranstalter Marek Lieberberg stecken, der auch Konzerte von Naidoo und seiner Band "Die Söhne Mannheims" organisiert. Lieberberg hatte sich bereits in der vergangenen Woche entsetzt von den Reaktionen gezeigt und sprach von einer "unglaublichen Hetze gegen Xavier Naidoo".

Wer anstelle von Naidoo für Deutschland am Eurovision Song Contest teilnehmen wird, ist unterdessen noch unklar. In dieser Woche gab die ARD bekannt, dass es nach aller Kritik wohl nun doch wieder einen Vorentscheid im Fernsehne geben solle.