Die Ansammlung von 350 Menschen, die in der deutschen TV-Branche vor wie hinter der Kamera Rang und Namen haben, hätte jeder Berlinale-Party zur Ehre gereicht. Doch es war ein trauriger Anlass, der sie am Donnerstag wenige Stunden vor der Eröffnung des Filmfestivals in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zusammenführte – die Dank- und Trauerfeier für Wolfgang Rademann.

Die Produzentenlegende, Erfinder von "Traumschiff" und "Schwarzwaldklinik", war am 31. Januar im Alter von 81 Jahren verstorben – und führte nun noch einmal eine große Gemeinde von Anhängern zusammen. Über 40 Jahre war Rademann nicht nur seiner Lebensgefährtin Ruth Maria Kubitschek loyal verbunden gewesen, sondern auch "seinem" ZDF und "seiner" Produktionsfirma Polyphon treu geblieben. Von entsprechend großer Dankbarkeit und auch ein wenig Humor war der Gottesdienst geprägt, wohl ganz in Rademanns Sinne.



Eigentlich fehlte nur die aktuelle "Traumschiff"-Crew, die gerade auf den Weltmeeren unterwegs ist und dreht. Dafür berichtete einer, der Rademann durch seine "Traumschiff"-Rolle nahe gekommen war, von den gemeinsamen Erlebnissen an Bord: Harald Schmidt sprach in seinen Dankesworten davon, dass es sich sofort anders angefühlt habe, wenn der Produzent an Deck war. Ganz so, wie man über herausragende Schauspieler sage, man spüre auf dem dritten Rang, wenn sie die Theaterkantine beträten. "Der von außen steckende Schlüssel in seiner Kabinentür, die von ihm sorgsam ausgerissenen und markierten Zeitungsausschnitte an unseren Kabinentüren – wir werden von nun an ohne all das auskommen müssen", so Schmidt. "Wir gehen nun ohne Wolfgang durchs Wolfgangs Welt."

Doch Schmidt sorgte auch für ein paar Lacher inmitten der Tränen, indem er Rademanns legendäre Ur-Berliner Schnauze zitierte. Manche jüngere Schauspielerin habe von ihm zu hören gekriegt: "Na Kleene, bei Dir ging's gestern Nacht ja ooch bis halb vier." Besonderen Respekt vor Rademann habe er, der Darsteller des Kreuzfahrtdirektors Oskar Schifferle, gehabt, als das Atomunglück von Fukushima die geplante "Traumschiff"-Folge in Japan durchkreuzte. "Wir waren gerade irgendwo in der Südsee", so Schmidt, "und innerhalb einer Stunde entschied er: Wir nehmen stattdessen Bali. Ich habe dann später im Synchronstudio zwölfmal mit größtmöglicher Verve 'Bali' eingesprochen, wo ich beim Dreh eigentlich 'Japan' gesagt hatte."

Über 40 Jahre berufliche Treue zum ZDF – nach dem Motto "ein Mann, ein Wort" stets per Handschlag – ließ ZDF-Intendant Thomas Bellut Revue passieren und sprach der Trauergemeinde aus dem Herzen, als er sagte: "Er hat vielen von uns das Leben schöner gemacht." Es sei bemerkenswert, so Bellut, dass jetzt, zu Rademanns Tod, viele Zeitungen und Fachmedien nicht nur seine außergewöhnlichen menschlichen Qualitäten gewürdigt hätten, sondern auch die oftmals zu Unrecht unterschätzte Bedeutung seiner TV-Werke. Ihn, dem viele Zuschauer immer wichtiger gewesen seien als die Rezensionen im Feuilleton, hätte das mit Sicherheit amüsiert.

"Von Deinem ältesten und längsten Mitarbeiter" habe unter Rademanns Brief zu ihrem vorigen Geburtstag gestanden, erzählte Beatrice Kramm, Vorsitzende der Polyphon-Geschäftsführung. Diese regelmäßigen und zuverlässigen Glückwünsche seien nur eine von vielen Facetten, die sie unendlich vermissen werde. "Gäbe es die Formulierung 'das Herz am rechten Fleck' noch nicht – wir hätten sie für Wolfgang erfunden", so Kramm.

Für bewegende musikalische Momente in der Gedächtniskirche sorgten ein Streichquartett, das die "Traumschiff"-Melodie spielte, sowie Jocelyn B. Smith, die "Your Love", "Circle of Life" und "Amazing Grace" sang – ehe der Sarg zu den Klängen von Frank Sinatras "My Way" aus der Kirche getragen wurde und Wolfgang Rademann auf dem Friedhof von Berlin-Nikolassee im engsten Kreise seine letzte Ruhe fand.