„Was passiert eigentlich, wenn man ein neues Projekt in den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten startet und weder Michael Hanfeld, noch Hans Hoff eine Pressemitteilung dazu schickt? Startet es dann wirklich?“ Mit diesen Worten beginnt eine eMail, die am Mittwoch an ausgewählte junge Medienmacher verschickt wurde, darunter Volontäre, Praktikanten, Hospitanten und freie Journalisten.

Das junge Angebot von ARD & ZDF wolle ja möglichst viele Dinge anders machen - und bei der Kommunikation fange man gleich an. „Diese Mail bekommt nur ihr. Nicht eure Redaktionsleitung. Dieses Thema könnt ihr einbringen, über dieses Thema könnt ihr als erstes schreiben“, erhofft sich „Das junge Angebot von ARD und ZDF“ in der eMail. Zu vermelden gibt es: Den Start des Blogs, dem „ersten Lebenszeichen des jungen Angebots von ARD und ZDF“.

Immer und immer wieder kokettiert man damit, dass jenes junge Angebot von ARD und ZDF noch immer keinen Namen hat. So lautet auch die Webadresse des neuen Blogs: www.jungesangebotvonardundzdf.de. Dort findet sich zur Begrüßung ein Editorial von Florian Hager, dem Chef des… Sie wissen schon. Einmal mehr wird darin umrissen, was man so ungefähr werden will. Was es in etwa geben soll und wo vermutlich. Der erfreulicherweise locker aber nicht zu bemüht lockere Text gibt keinerlei konkrete Informationen. Ein Gefühl soll vermittelt werden.

„Kurzum: Wir spielen ein bisschen Startup in dem riesigen System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Und wir haben verdammt viel Spaß daran“, sind die letzten Worte des ersten Editorials. Weitere Inhalte sind die Einladung zu einem Hackafthon in Mainz sowie die Rubrik „Fragen und Antworten“, gefüllt mit allerlei amüsanten Antworten auf einige ernste und manche weniger ernste Fragen: „Und warum ist das jetzt besser als Netflix?“, „Ist der Name eigentlich Euer Ernst?“ oder auch „Seid ihr die Lügenpresse?“.

Die Antwort auf die Frage „Ich habe kein Internet, kann ich trotzdem das ‚junge Angebot von ARD und ZDF‘ irgendwie, irgendwo, irgendwann nutzen?“ lautet: „Nein, das geht nicht! Aber seien wir doch mal ehrlich, fast jeder Mensch unter 90 hat heute mindestens Zugang zum WLAN der Kneipe nebenan. Denjenigen unter euch, die trotz fehlenden Internets auf diesen Blog gestoßen sind, können wir nur eins raten: Sharing is Caring! ‚Netflix and Chill‘ ist quasi ein Witz gegen ‚Junges Angebot von ARD und ZDF and Entspannen‘.“

Aber der Service des „jungen Angebots von ARD und ZDF“ geht noch einen Schritt weiter. Spaßbefreiten Journalisten kontert man schon einmal vorsorglich auf befürchtete Kritik an der ungewöhnlichen Kommunikation. Oder wie es auf der Website heißt: „Wir haben ein Herz für Kritiker, deshalb hier eine kleine Zusammenfassung.“ Auch das lässt schmunzeln. Es folgen drei fertige Textbausteine für Journalisten:

  • Wen versuchen die Macher des „Jungen Angebots“ mit ihrem vermeintlich „lockeren“ Sprachgebrauch zu erreichen? Sich selbst vor 10 Jahren? In der Zielgruppe heute spricht so nämlich niemand mehr.
  • Humor kann als Bestandteil der Kommunikation eine angenehme Abwechslung bieten. Humor als Abwehrmechanismus bei unangenehmen Fragen hilft aber niemandem weiter, vor allem nicht der informationsberechtigten Öffentlichkeit.
  • Wer SO locker mit den Geldern anderer umgeht und dabei nicht Mal den nötigen Ernst aufbringen kann, der darf sich nicht als Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks positionieren!

Auch wenn noch beim - Sie wissen schon - noch viel im Ungefähren bleibt, ist der erste Aufschlag der Kommunikation für das… sehr gelungen. Und Hans Hoff lässt ausrichten: "Diese jungen Alten von morgen machen mir Angst. Muss ich jetzt meine Schreibmaschine ausrangieren? Mir auch einen Computer anschaffen? Muss wohl. Und eine Internetseite mit trendy Titel."