Nachdem der "extra 3"-Beitrag über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in den vergangenen Tagen nicht nur für Schlagzeilen, sondern auch für diplomatische Verwicklungen sorgte, ist die neue Ausgabe des Satire-Magazins im NDR Fernsehen mit einer gewissen Spannung erwartet worden. Gleich zu Beginn der Show, die als "Lieblingssendung von Erdogan" angekündigt wurde, befasste sich Moderator Christian Ehring mit dem Vorfall, und erklärte, den türkischen Botschafter in die Sendung einbestellt zu haben - erschienen sei er allerdings nicht.

"Wir setzen heute auf Deeskalation", sagte Ehring und ernannte Erdogan abermals zum "Mitarbeiter des Monats" - so wie man das bereits einige Tage zuvor in den sozialen Netzwerken angekündigt hatte. "Wir haben kein Interesse daran, Öl ins Feuer zu gießen - zumal Erdogan auch mehr Öl hat als wir", so Ehring. "Wir sind auch wirklich bereit gnädig darüber hinwegzusehen, dass Erdogan offenbar 'extra 3' guckt, aber keine Gebühren zahlt." Eher harmlose Witze also - doch an einer Stelle wurde der Moderator dann noch einmal bissig: "Wenn Sie Kritik hören wollen, gucken Sie extra 3. Wenn Sie keine Kritik hören wollen, treffen Sie die Bundeskanzlerin", empfahl Ehring dem Präsidenten.

Was danach folgte, war bereits bekannt: "extra 3" zeigte noch einmal den knapp zweiminütigen Beitrag, der die türkische Regierung so sehr verstimmte - diesmal aber versehen mit türkischen Untertiteln. Der türkischen Regierung gab Ehring zudem einen "kleinen, schmutzigen Deal" mit auf den Weg: "Für jeden Gag, den türkische Satiriker über den Präsidenten machen dürfen, nehmen wir von 'extra 3' einen Erdogan-Gag zurück."

NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz zeigte sich unterdessen zufrieden mit der Resonanz auf den "extra 3"-Bericht. "'extra 3' trifft mit seiner Satire ins Schwarze - der diplomatische Eklat um den Song 'Erdowie, Erdowo, Erdogan' war auch eine perfekte Werbung für die Sendung", ließ er am Donnerstag ausrichten, nachdem das Satire-Magazin mit knapp 900.000 Zuschauern neue Bestwerte markierte. "Die Freude darüber wird allerdings getrübt angesichts der aktuellen Situation vieler Journalisten-Kolleginnen und -Kollegen in der Türkei", gab Cichowicz zu bedenken.

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