Man hätte es ahnen sollen: Wieder mal eine Falschmeldung vom Mediendienst „Kress“. Nach der Veröffentlichung falscher Experten-Honorare im Umfeld der Fußball-EM vor einigen Wochen machte am Dienstagmittag eine weitere steile Behauptung Schlagzeilen: Die Staatsanwaltschaft Köln ermittle nach Informationen des Branchendienstes gegen den Privatsender RTL wegen verbotener Recherchen mit versteckter Kamera, hieß es in einer Pressemitteilung.

Auf Anfrage war die Staatsanwaltschaft Köln zu dem Thema zunächst über Stunden nicht zu erreichen. Bei RTL ließ man den Bericht wiederum auf DWDL.de-Anfrage zunächst unkommentiert. Nach einer Klärung der Lage teilt der Sender am späten Nachmittag allerdings mit: Es werde gar nicht gegen RTL selbst ermittelt. Auf dpa-Anfrage äußerte sich nun auch Ulrich Bremer, Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft. „Das trifft nicht zu“, sagt er zu den von „Kress“ verbreiteten Angaben.

„Richtig ist: Wir ermitteln gegen drei Einzelpersonen - eine Polizeibeamtin, eine RTL-Journalistin und einen Kameramann“, erklärt Bremer demnach. Deren Wohnungen seien durchsucht worden. Dass die Journalistin und der Kameramann auf eigene Faust und ohne Wissen des Senders agiert haben, ist natürlich ebenso Quatsch. Aber es gibt nun mal kleine, aber feine Unterschiede. Und die Behauptung, gegen den Sender werde ermittelt ist etwas steil. Insbesondere, weil „Kress“ ebenso suggerierte, dass der Sender mit der Herausgabe der Aufnahmen einer Razzia im Rahmen der (nicht existierenden) Ermittlungen gegen RTL gerade noch einmal zuvor gekommen ist.

Der Sender habe „aus eigener Initiative“ das aus der Undercover-Recherche gewonnenen Material zur Verfügung gestellt und stehe in Austausch mit den Behörden. Die Beweismittel würden derzeit ausgewertet, heißt es von der Staatsanwaltschaft Köln. Der Sender wiederum betont am Dienstag nochmals, dass es mit der beteiligten Polizistin keinerlei Vertrag gegeben habe. Eine Bezahlung für ihre Mitarbeit sei demnach nicht vorgesehen gewesen.

Das Medienmagazin DWDL.de hatte die vermeintliche Recherche des Mediendienstes „Kress“ zunächst übernommen und mit Einschränkung getitelt: „Staatsanwaltschaft Köln ermittelt offenbar gegen RTL“ Auch wenn im Artikel jederzeit kenntlich gemacht wurde, dass eine Bestätigung dafür noch ausstehe, bitten wir um Entschuldigung für die Unachtsamkeit.

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