Seit drei Jahren steht Marion Horn an der Spitze der "Bild am Sonntag". Den steten Rückgang der Auflagenzahlen konnte sie in dieser Zeit nicht verhindern. Demnächst droht sogar der Sturz unter die Millionen-Marke, doch zumindest im Interview mit dem Branchendienst "Horizont" gibt sich Horn betont gelassen. "Wir wehren uns mit Händen und Füßen dagegen. Indem wir nicht den Mond anheulen, sondern die beste Zeitung machen", sagt sie selbstbewusst. "Umdrehen werden wir die Entwicklung trotzdem nicht, aber zumindest verlangsamen." Gelingen soll das mit einem stärkeren Fokus auf Regionales - insbesondere in der Sport-Berichterstattung.

Auf bis zu zehn verschiedene Titelseiten bringt es das Blatt inzwischen. "Zum Leidwesen der Herstellung nutzen wir das sehr sehr oft, besonders bei der Bundesliga. Früher war das nicht möglich", so Horn. "Ich habe aber auch gelernt, dass Fußballfans eine Niederlage ihres Vereins nicht auch noch groß auf dem Titel lesen wollen. Kurz gefasst: Wenn der Hamburger SV total versagt, hilft es der Auflage, wenn das nicht auf Seite eins steht." Generell sieht die "BamS"-Chefredakteurin ihre Zeitung in einer "guten Marktposition" - und doch gibt sie sich nicht zufrieden. "Aktuell diskutieren wir, wie 'BamS' als digitale Sonntagszeitung auf dem Handy aussehen müsste. Online sind unsere Artikel derzeit nur bei Bild.de zu finden, aber das reicht mir ebenso wenig wie das E-Paper."

Ihr Ziel sei es, "dass unsere Leser ihre Zeitung auf dem Smartphone lesen können, kostenpflichtig und in der Anmutung ganz klar als 'BamS' erkennbar", so Horn gegenüber "Horizont". "Ob wir das noch in diesem Jahr schaffen, kann ich allerdings nicht sagen." Eine Hürde ist dabei die Frage, wie es gelingt, die Leser von Bild.de zur digitalen "BamS" zu leiten und wieder zurück. "Ich glaube an den Erfolg einer solchen Digital-'BamS' fürs Handy, weil wir angesichts der vielen anderen Online-Angebote nicht auf Dauer von unseren Lesern erwarten können, dass sie extra früh aufstehen, rausgehen, egal bei welchem Wetter zum Kiosk laufen und dort 1,95 Euro hinlegen, um dann mit einem Kaffee in der Hand gegen den Wind anzukämpfen, der die ganze Zeitung durcheinanderwirbelt."

Dass unter ihrer Führung im Unterschied zu ihrem Vorgänger Walter Meyer die Geschichten in der "Bild am Sonntag" weniger bildhaft inszeniert werden, ist indes eine bewusste Entscheidung. "Ich stelle Inhalt über Form. Natürlich will ich eine tolle Optik. Aber ich verkämpfe mich nicht für wilde Fotoinszenierungen. Ich will relevante Geschichten", erklärt die Chefredakteurin. "Ich bin voller Bewunderung, wenn man einen Politiker dazu bringt, sich für ein Foto auf einen Elefanten zu setzen oder in eine Badewanne voller Rosenblätter zu legen. Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass ich aus einem Politiker, nachdem ich ihn auf einen Elefanten gequatscht habe, hinterher nicht auch noch eine harte Nachricht herauslocken kann."