In Zusammenarbeit mit Aktion Mensch haben die Medienanstalten eine Studie durchgeführt, die ermitteln sollte, wie zufrieden beeinträchtigte Menschen mit der Barrierefreiheit im Fernsehen sind. Im Rahmen der Medientage in München wurden nun die Ergebnisse vorgelegt. So seien die Bemühungen der Sender in dieser Hinsicht noch ungenügend, ein Großteil sehe die Barrierefreiheit im deutschen TV als kritisch - und das, obwohl das Fernsehen das meistgenutzte Medium bei Menschen mit Behinderungen ist. 


Alleine um "mitreden" zu können, schalten mehr als 92 Prozent mehrmals wöchentlich den Fernseher ein. Der Inhalt wird jedoch immer noch derart behindertenunfreundlich gestaltet, dass rund 86 Prozent der Gehörlosen und rund die Hälfte der Blinden angeben, den Programmen "gelegentlich" bis "sehr oft" nicht folgen zu können. 61 Prozent der Gehörlosen und Blinden sprechen sich deswegen für mehr Sendungen mit Untertiteln und Audiodeskriptionen aus, die beschreiben, was gerade im Bild zu sehen ist. Dabei fällt die Umfrage für die privaten Sender deutlich schlechter aus, als für die öffentlich-rechtlichen.

Zwar werden barrierfreie Angebote vermehrt in Mediatheken angeboten, die Befragten möchten sie jedoch auch im linearen Angebot finden. "Die Digitalisierung bietet gute Chancen, hier Lösungen anzubieten, die individuellen Bedürfnissen gerecht werden“, sagt Cornelia Holsten, Koordinatorin des Fachausschuss Regulierung der Medienanstalten. Außerdem zeige die Studie, wie viel Nachfrage es für eine barrierefreie Ausgestaltung gibt und das ein Markt existiere. Siegfried Schneider, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), betont: "Die Medienanstalten werden sich auch in Zukunft dafür einsetzen, das wichtige Thema bei den privaten Sendern noch weiter voranzubringen. Menschen mit Behinderungen müssen Medienangebote selbstbestimmt und gleichberechtigt nutzen können."

Zusätzlich klagt jeder sechste Mensch mit motorischen Einschränkungen darüber, dass die Bedienung der Fernsehgeräte kein leichtes Unterfangen sei. Hilfreich wären hier beispielsweise größere Tasten auf Fernbedienungen und ausreichend Zeit, um auch zweistellige Programm-Nummern eingeben zu können. "Denn ob Inklusion gelingt, entscheidet sich auch an der Art und Weise, wie Medienangebote gestaltet und genutzt werden. Es darf niemand ausgeschlossen werden", sagt Christina Marx von der Aktion Mensch.

Bundesweit wurden für die Studie insgesamt 610 Menschen mit Seh-, Hör-, körperlich-motorischen Beeinträchtigungen und Lernschwierigkeiten befragt. Untersucht wurden die Nutzungs- und Zugangsbarrieren von Fernsehen, Online-Bewegtbild, Radio und Tageszeitung. Die Technische Universität Dortmund und das Hans-Bredow-Institut in Hamburg führten die Studie im Auftrag der Medienanstalten und der Aktion Mensch durch.