"Wir wollen massiven Erfolg", sagt Dan Maag. Er ist CEO der Schweighöfer-Produktionsfirma Pantaleon, die hinter "You Are Wanted", der ersten deutschen Amazon-Serie steht. Diese wurde gerade abgedreht und soll im kommenden Jahr zusätzliche Aufmerksamkeit auf das Fiction-Angebot von Amazon lenken. "Wir wollen, dass das VoD-Geschäft in Deutschland ein etabliertes Geschäft wird", erklärte Maag auf dem TV-Gipfel der Medientage München, auch wenn nicht ganz klar wurde, wann genau eine Serie für Amazon überhaupt ein "massiver Erfolg" ist. Maag selbst hat freilich ein großes Interesse daran, eröffnen sich durch die Streamingdienste inzwischen auch hierzulande neue Perspektiven für Film- und Serienmacher.

"Wir waren schneller als die ganzen Wettbewerber und spüren eine Verantwortung", betonte Maag, der sich mit "You Are Wanted" klar vom linearen Fernsehen, aber eben auch vom Kino abgrenzen möchte. "Im Kino wollten wir von Beginn an kommerzielle Filme machen. Da war es Teil des Dogmas, dass wir Komödien produzieren – das ist am sichersten. Bei VoD ist das anders. Da weiß der Zuschauer inzwischen, dass er geniale Genres bekommt." Im klassischen Fernsehen hätte man die Serie ebenfalls nicht machen können, ist er überzeugt, weil sie "düster und horizontal erzählt" sei.

Zugleich habe man Schauspieler gewinnen können, die man sonst eher in Kinofilmen mitwirken. "Die siehst du sonst nicht beim 'Bergdoktor'", scherzte Dan Maag, der sich nicht davor fürchtet, dass die Auswertung von Kunden-Daten bei Amazon-Produktionen in Zukunft eine entscheide Rolle bei der Vergabe von Produktionen spielen könnten. "Zu viel Big Data wäre vermutlich etwas zu steril. Amazon hat ein ganz gutes Bauchgefühl und braucht kein Big Data um herauszufinden, dass Matthias Schweighöfer bei den Zuschauern gut funktioniert." Christoph Schneider, Geschäftsführer von Amazon Instant Video Germany, nutzte die Gelegenheit wenig später, um sich von klassischen Sendern abzugrenzen. "Wir haben den Vorteil, dass wir etwas mutiger sein können, weil unsere Serien nicht um 20:15 Uhr gesehen werden müssen."

Dan Maag bei den Medientagen München© DWDL.de / Alexander Krei

Moderatorin Jeannine Michaelsen im Gespräch mit Dan Maag bei den Medientagen München

Doch bei aller Euphorie für neue Player geht es dem linearen Fernsehen nach wie vor gut, wie hr-Fernsehdirektorin Gabriele Holzner klarstellte. "Allen Prognosen von vor zehn Jahren zufolge müssten wir längst tot sein", sagte sie. "Aber wir leben noch immer ganz gut." Dennoch stehe man vor großen Aufgaben. "Nutzungsgewohnheiten haben sich mit Vielfalt der Angebote verändert und deshalb müssen auch wir uns verändern. Auch für meinen Geschmack kann das an vielen Stellen schneller geschehen" so Holzner, die sich mit Blick auf die ARD vor allem eines wünscht: "Wir müssen eine attraktive Mediathek hinkriegen, um all den Content, den wir haben, anzubieten."

Trotzdem muss sich das Fernsehen womöglich auch inhaltlich verändern. "Ich möchte einfach gute Filme machen, egal wo sie laufen. Das ist im Fernsehen schwer geworden", sagte Schauspieler Kai Wiesinger. "Die Möglichkeit für einen Schauspieler, sich im Fernsehen an schönen Stoffen zu beteiligen, hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als halbiert. Nicht jeder Schauspieler möchte Kommissar werden." Zu gerne hätte man erfahren, was die hr-Fernsehdirektorin dazu sagt – leider wollte beim TV-Gipfel keine echte Diskussion aufkommen, obwohl es ja durchaus spannende Thesen gab, über die es sich zu diskutieren lohnte.

Kai Wiesinger hat indes Konsequenzen aus der TV-Situation gezogen und mit "Der Lack ist ab" eine eigene Webserie produziert, für deren dritte Staffel man zuletzt Opel als Hauptsponsor gewinnen konnte. Doch noch sieht Wiesinger diesbezüglich noch viel Luft nach oben. "Wir sind vollkommen am Anfang. Viele Werbetreibende trauen sich noch nicht aus den gelernten Strukturen."