Dass es immer mehr Zeitschriften gibt, die dann allerdings teils auch kürzere Lebenszyklen haben, hängt unter anderem damit zusammen, dass ein großer Teil im Supermarkt verkauft wird. Rund die Hälfte ist es beispielsweise bei Burda, wie Verlagsvorstand Philipp Welte im Interview mit der "Zeit" sagt. Damit fänden sich die Titel in einer "Einkaufsrealität mit oft weit über 100.000 Produkten" wieder, in der weniger als eine Sekunde darüber entscheide, ob ein Leser die Zeitschrift kaufe. "Wenige Meter im Supermarkt sind die Lebensader ganzer Industrien, unserer auch", stellt Welte nüchtern fest.

Dementsprechend müssten sich Verlage mit den gleichen Fragen auseinandersetzen wie Hersteller anderer Produkte auch. Neben der Herausforderung, emotional ansprechende Zeitschriften zu machen, müssten "alle mehr in die Frage investieren, wo unsere Magazine liegen und wie sie präsentiert werden. Etwas, das Nestlé, Bahlsen und Milka schon lange tun." Dass Zeitschriften damit letztlich zu ganz "normalen" Produkten werden, bezeichnet Welte als "Entmystifizierung der Zeitschriftenbranche". Dabei könne die Branche aber durchaus stolz sein: "Zeitschriften machen im Lebensmitteleinzelhandel, nach Kaffee, den zweithöchsten Umsatz pro Quadratmeter. Mehr als Obst und Gemüse."

Das Print-Geschäft bleibt für Welte ohnehin das Rückgrat des Unternehmens. "Der digitale Werbemarkt wird unseren Journalismus nicht finanzieren", ist er überzeugt. Internetkonzerne wie Google und Facebook würden 85 Prozent der Online-Werbeausgaben vereinnahmen. "Alle anderen wetteifern um Krümel", so sein ernüchterndes Fazit. Als Antwort darauf hat Burda wie auch die anderen Verlage die Strukturen gestrafft, viele Stellen abgebaut, viele Dinge zentralisiert hat. "Ich bin auch davon überzeugt, dass wir in unserer Branche noch weiter gehen müssen und in der Vermarktung oder im Vertrieb noch enger mit anderen Verlagen zusammenarbeiten sollten", so Welte in der "Zeit".

Trotz aller Probleme bezeichnete er die Geschäftsentwicklung bei Burda als "sehr erfreulich. Die Auflage bleibe mit mehr als 320 Millionen Zeitschriftenexemplaren alles in allem recht stabil, Umsatz und Ergebnis sollen leicht zulegen. Besonders gut entwickle sich das Geschäft mit Kinderzeitschriften. Welte nennt hier namentlich "Prinzessin Lillifee", "Lego" und "Playmobil". Dem Einwand der "Zeit", dass es sich dabei im Wesentlichen um Werbung für die genannten Marken handelt, begegnet Welte mit den Worten: "Ist das nicht arrogant? Das sind die Helden, die Kinder auf der ganzen Welt lieben, und deshalb lieben sie auch die Geschichten, die unser Verlag BlueOcean erzählt".

Das komplette Interview erscheint morgen in der "Zeit".