Das Erste will am Samstag bei "Verstehen Sie Spaß?" wie geplant einen Film ausstrahlen, in dem sich Guido Cantz als Schwarzafrikaner verkleidete, um Röbi Koller, einen Moderator des Schweizer Fernsehens, reinzulegen. Das erklärte der für die Show verantwortliche Südwestrundunk (SWR) am Freitagnachmittag und verteidigte die Aktion. "Die Intention der Redaktion war ausschließlich, den Moderator Röbi Koller in seiner Show 'Happy Day' größtmöglich zu verunsichern", hieß es von Seiten des Senders.

Und weiter: "Die im konkreten Fall von Guido Cantz dargestellte Rolle war Teil der Inszenierung, die offensichtlich sehr glaubwürdig gespielt wurde. Die Figur und die Situation waren weder diffamierend, diskriminierend oder verletzend angelegt. Deshalb bedauern wir es sehr, wenn sich Menschen von dem Verlade-Film angegriffen oder schlecht dargestellt fühlen."

"Übermedien"-Autor Boris Rosenkranz hatte den Sender wegen der Aktion vor einigen Tagen stark kritisiert. "Da sind so viele Klischees - man könnte auch sagen, das ist Blackfacing. So wie früher, vor vielen, vielen Jahren. Weiße verkleideten sich als Schwarze, um damit ein weißes Publikum zu bespaßen. Das war oft rassistisch und klischeeüberladen. Aber das haben lange noch nicht alle verstanden, dass man das nicht mehr macht", so Rosenkranz in einem Video.


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Diese Ansicht teilt der SWR nicht. Der Film soll daher nun wie geplant bei "Verstehen Sie Spaß?" ausgestrahlt werden. Allerdings will man die in den vergangenen Tagen aufgekommene "Blackfacing"-Debatte in der Sendung thematisieren, erklärte der Sender. Zugleich verwies der SWR darauf, dass Guido Cantz bereits seit einem Jahr in verschiedene Rollen schlüpfe, um Prominente mit der versteckten Kamera reinzulegen. Dabei würden "aufwändige Spezial-Effekt-Masken als künstlerisches Mittel" verwendet, damit sein Erscheinungsbild "möglichst weit entfernt ist von seinem normalen Aussehen".

"Nur durch eine extreme optische Veränderung ist es Guido Cantz überhaupt möglich, Prominenten direkt gegenüber zu treten und mit ihnen zu agieren, ohne dabei erkannt zu werden", heißt es in dem Statement des SWR. In dem kritisierten Film sei es inhaltlich darum gegangen, dem Schweizer Moderator eine Verwechslung vorzuspielen. Dafür sei es jedoch notwendig gewesen, deutlich zu machen, dass der verkleidete Guido Cantz nicht der leibliche Vater der vermeintlichen Überraschungskandidatin sein könne. 

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland zeigte sich unterdessen in einem Schreiben, das unter anderem an den SWR-Intendanten Peter Boudgoust ging, "entsetzt darüber, dass ein Team eines öffentlich-rechtlichen Senders (den ja auch Schwarze Menschen durch ihre Steuergelder finanzieren) ein Sendungskonzept ausarbeitet, absegnet und in einer Show umsetzt, ohne die Problematik auch nur im entferntesten zu erkennen, geschweige denn davon Abstand zu nehmen". Kritische Stimmen, würden ignoriert und nicht ernst genommen. "Damit entlarvt sich der Sender in zweierlei Hinsicht: Er wird nicht nur von schlechten Medienschaffenden betrieben, sondern ist zudem eine von diskriminierenden Denkstrukturen durchzogene Institution, die darauf besteht, diese unverhohlen auszuleben."