ATV dürfte schon in wenigen Tagen den Eigentümer wechseln. TMG-Chef Herbert Kloiber, der bislang sämtliche Anteile des Senders hält und verkaufen will, hat bestätigt, dass sich der Verkauf derzeit "im Zielkorridor" befinde. Das sagte Kloiber gegenüber dem "Handelsblatt". Kloiber weiter: "Es gibt nur kleine Hürden zu überwinden. In den nächsten Tagen wird unterschrieben." Als heißester Anwärter auf einen Kauf wird die ProSiebenSat.1-Gruppe gehandelt, die in Österreich mit Puls 4 schon einen Privatsender am Start hat. Zuletzt war über einen Kaufpreis von rund 20 Millionen Euro gemunkelt worden, Kloiber selbst nennt keine Beträge, sagt aber: "Der Preis ist zufriedenstellend."


Bei ProSiebenSat.1 kommentiert man die Verhandlungen mit Kloiber derzeit nicht. "Wir sind der einzige verbliebene Kaufinteressent", zitiert das "Handelsblatt" einen nicht genannten Insider aus dem ProSiebenSat.1-Konzern in Wien. In österreichischen Medien war zuletzt noch über ein mögliches Interesse der Mediaprint spekuliert worden, dem gemeinsamen Verlag von "Krone" und "Kurier". Laut "Handelsblatt" zog sich die RTL Group nach einem Blick in die Bücher aus den Verhandlungen zurück. ATV schreibt seit jeher rote Zahlen, Kloiber hatte den Sender auch deshalb im vergangenen Jahr als seinen "größten Fehler" bezeichnet.

Derzeit prüft die Bundeswettbewerbsbehörde, wie die Auflagen an ProSiebenSat.1Puls4 für den Kauf von ATV aussehen könnten. Der Medienkonzern ist heute schon das dominierende Unternehmen, wenn es um TV-Werbung geht, die Eingliederung von ATV in den Konzern würde diese Stellung noch stärken. Bei den TV-Marktanteilen würde der neu geschaffene Privat-Riese den ORF überholen - zumindest bei den jungen Zuschauern. Beim Gesamtpublikum wäre der öffentlich-rechtliche Sender weiter deutlich in Front.

In österreichischen Medien wird mit Spannung beobachtet, welche Auflagen ProSiebenSat.1Puls4 wird erfüllen müssen. "Größere Auflagen wird es nicht geben, auch wenn der ORF aufschreien wird", zitiert das "Handelsblatt" einen Polit-Insider, der der Regierungspartei SPÖ nahesteht - einen Namen nennt die Zeitung auch hier nicht. So oder so wäre ein Kauf von ATV durch ProSiebenSat.1Puls4 ein entscheidender Einschnitt in den österreichischen Privat-TV-Markt. Der nächste große, eigenständige Privatsender wäre dann Servus TV - mit einem Marktanteil von 1,8 Prozent.

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