Schon bei der Präsentation ihrer Leitgedanken Anfang des vergangenen Jahres ist es Karola Wille wichtig gewesen, auf das Thema Transparenz hinzuweisen. In einem Interview mit dem DJV-Medienmagazin "journalist" hat Wille nun ganz konkrete Punkte angekündigt, wie sie mehr Transparenz schaffen will. So soll es eine Übersichtsseite geben, wo etwa die Kosten des Korrespondentennetzes und die Intendantengehälter gebündelt aufgezeigt werden. "Ich bin guten Mutes, dass wir uns weitere Felder erschließen, wo wir noch transparenter werden, als wir es jetzt schon sind", so Wille.

Dennoch wisse sie als gelernte Juristin auch, dass es Grenzen gebe, gerade auch im Bereich der Moderatorenhonorare. "Weil diese Fragen ja vielgestaltig sind, haben wir und den Verfassungsrechtler Paul Kirchhof geholt, der eine juristische Bewertung für uns vornimmt. Man muss das Wettbewerbsrecht betrachten, das Kartellrecht, Persönlichkeitsrechte." Darüber hinaus wünscht sich Wille mehr Lob aus den sozialen Netzwerken. Dort kommen oft zu großen Teilen wüste Beschimpfungen in Richtung ARD. "Vielleicht sind in den sozialen Netzwerken gerade die unterwegs, die uns gegenüber sehr skeptisch eingestellt sind. Daran müssen wir arbeiten. Es wäre schön, wenn wir im Netz auch mal Applaus für das bekämen, was wir tun. Wenn sozusagen der Beifall das andere übertönt."

Dass man in Sachen Quoten zuletzt deutlich hinter das ZDF zurückgefallen ist, sieht Wille gelassen. "Wir haben keinen Quotenauftrag", sagt sie und schiebt hinterher: "Wenn Sie allerdings nach der Primetime fragen, wird Ihnen unser Programmdirektor sofort sagen, dass dort das Erste Deutsche Fernsehen vorn liegt." Es gelinge dem ZDF aber offenbar besser, über den ganzen Tag verteilt mehr Zuschauer zu erreichen.

Auf die Frage, ob sie manchmal aufgrund der Bürokratie innerhalb der ARD nicht am liebsten alles hinwerfen würde, antwortet Wille im "journalist": "Ich denke, dass es, egal wo Sie arbeiten, immer Abende gibt, wo Sie ein gewisses Maß an Verzweiflung packt. Vor allem dann, wenn Sie verändern und gestalten wollen. Das ist in keinem Unternehmen dieser Welt immer ohne weiteres möglich." Dennoch betont Wille das sachorientierte Arbeiten in den Gremien. Die ARD sieht sie als eine "komplexe Herausforderung".

Die Tatsache, dass ARD und ZDF in den kommenden Jahren die Olympischen Spiele nicht zeigen werden, verteidigt Wille und verweist erneut auf die angeblich zu hohen Forderungen von Discovery. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht und waren ja viele Monate mit Discovery im Gespräch. Es ist ein deutliches Zeichen, dass wir selbstverständlich nicht um jeden Preis Rechte erwerben." Auch beim Thema Fußball achte man auf das Preis-Leistungsverhältnis. Was nun mit den gesparten Olympia-Millionen passiert, müsse man erst diskutieren. "Es ist eine programmstrategische Frage, ob wir da zum Beispiel mehr Informations- oder mehr im fiktionalen Bereich machen."