Zwei Entschuldigungen innerhalb kurzer Zeit - ungewöhnlich offen ging "Bild" zuletzt mit eigenen Fehlern um. So räumte Julian Reichelt mit Blick auf eine falsche "Sex-Mob"-Geschichte gerade erst ein, "Fake News" verbreitet zu haben und Konsequenzen daraus ziehen zu wollen. Keine Frage: Seit Reichelt den Vorsitz der "Bild"-Chefredaktionen übernommen hat, scheint sich im Selbstverständnis des Springer-Angebots etwas verändert zu haben.

Dazu passt auch, dass er sich jetzt zusammen mit "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch an die Leserinnen und Leser wendet und ankündigt, ein Team schaffen zu wollen, "das besonders sensible Geschichten aus Bereichen, in denen  häufig 'Fake News' kursieren, über unsere normalen Prozesse hinaus noch ein weiteres Mal prüft und mit anderen vorhandenen Quellen abgleicht".

Dabei hoffen Reichelt und Koch auch auf die Unterstützung durch die Leser. "Wenn Sie das Gefühl haben, dass wir in der Zeitung oder online der Realität Ihres Alltags nicht gerecht werden, wenn wir Dinge anders schildern und beschreiben, als Sie das täglich erleben, dann schreiben Sie uns", heißt es. "Wir werden Reporter schicken, die sich Ihre Sorgen, Ihre Einwände, Ihre Bedenken anhören. Von Fall zu Fall werden wir auch selber kommen und uns anhören, was Sie zu sagen haben."

Zugleich ernennt "Bild" den langjährigen Intendanten des Deutschlandradios Ernst Elitz zum "Ombudsmann", der ebenfalls kontaktiert werden kann, wenn man etwa das Gefühl hat, "Bild" habe eine Debatte falsch oder verzerrt dargestellt oder sich Fragen zur Quellenlage ergeben. "Er darf in Ihrem Auftrag bei uns in der Chefredaktion recherchieren, ob wir falsch gelegen haben. Wir werden keinen Einfluss auf sein Urteil nehmen und es veröffentlichen, wann immer er es von uns verlangt", versprechen Julian Reichelt und Tanit Koch und kündigen darüber hinaus an, bei Kommentaren und ausgewählten Artikeln eine Möglichkeit schaffen zu wollen, mit dem jeweiligen Autoren oder einem Mitglied der Chefredaktion per Video zu diskutieren.

In den kommenden Wochen darf man also gespannt sein, wie ernst "Bild" diese nun angestoßenen Bemühungen wirklich nehmen wird. Mit der Offensive gegen "Fake News" ist man allerdings keineswegs alleine: Auch zahlreiche andere Redaktionen haben in diesem Zusammenhang bereits diverse Aktionen angekündigt.

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