Erst im März teilten Guido Modenbach und Thomas Port von SevenOne Media gegen Facebook aus. In Matthias Dang, Geschäftsführer der Kölner Konkurrenz von IP Deutschland, haben sie einen Unterstützer gefunden. Auch Dang holt nun zum Rundumschlag gegen Facebook, aber auch Google aus. Der IP-Boss gesteht beiden Unternehmen im Gespräch mit "Werben & Verkaufen" zwar zu, in der Ansprache von Zielgruppen genauer zu sein. "Aber bei allen anderen nachweisbaren Parametern schneiden Google und Facebook schlechter ab. Deshalb sind sie im Werbemarkt dramatisch überbewertet", meint Dang, der sich zugleich aber sicher ist, dass Google und Facebook langsam aus der "Hype-Welt" herauskommen und in der realen Welt ankommen. "Sie müssen nun beweisen, wie ihr leistungsertrag tatsächlich aussieht."

Für die Zukunft wünscht sich Dang, dass Werbungtreibende mit Facebook und YouTube ähnlich umgehen werden wie mit allen anderen Medien, wie er anhand eines Beispiels erklärt. "Vor 20 Jahren gab es eine große Debatte um 'Big Brother', aktuell geht um eine Sendung wie 'Naked Attraction' auf RTL II. Es gibt immer noch Unternehmen, die uns erklären: Ich möchte nicht nur in diesen Umfeldern nicht werben. ich möchte überhaupt keinen Sender belegen, der so etwas zeigt", erklärt Dang und fragt sich: "Wo aber bleibt diese Frage gegenüber YouTube und Facebook? Die Werbungtreibenden stellen lediglich die Frage: Ist meine Werbung in solchen Umfeldern gelaufen?" "Das greift zu kurz", urteilt Dang und verweist auf den Fall des bei Facebook live übertragenen Mord an einem Kind, der erst 24 Stunden später von der Plattform genommen wurde.

Nach Ansicht von Dang sollten die Plattformen für ihre Inhalte auch zur Verantwortung gezogen werden. "Auch eine Tech-Plattform trägt Verantwortung für Inhalte, die dort zu sehen sind", meint Dang gegenüber der "W&V". "Und außerdem finanzieren sich Facebook und Google zu 100 Prozent aus Werbung. Sie agieren wie Vermarkter. Und deshalb sollten sie auch vom Werbemarkt mit den gleichen Maßstäben gemessen werden wie echte Medien", fühlt sich der Geschäftsführer von IP Deutschland ungerecht behandelt.

Abhängig machen möchte sich Dang von Facebook und Google ohnehin nicht. Er ist überzeugt davon, dass sich seine Sendergruppe es leisten könne, den beiden Unternehmen einen Korb zu verpassen und verweist dabei auf die Networks in den USA, die den gleichen Weg gehen. "Wir würden niemals auf YouTube oder Facebook komplette Serienfolgen zeigen. Dann würden wir einen Hauptwettbewerber auf dem Werbemarkt stützen – und das schließt sich strategisch komplett aus", argumentiert der IP-Deutschland-Chef. Die Reichweiten, welche Plattformen wie jene von Google und Facebook, möchte Dang dennoch nicht ungenutzt lassen. Er versteht sie allerdings viel mehr "als Promotionsplattform, um unsere eigenen Angebote wie TV Now zu stärken."

Ansehen möchte sich Dang Angebote von Facebook, wie etwa einer derzeit seitens des Netzwerks angestrebten Vermarktungskooperation, aber auf jeden Fall, um sie überhaupt bewerten zu können. Große Chancen sollte sich Facebook allerdings nicht ausrechnen. "Eins ist jedoch klar", stellt Dang heraus, "die Konkurrenz stark zu machen ist nicht in unserem Interesse". Wenig später verdeutlicht Dang nochmals, was er damit konkret meint: "Wir werden uns auf kein Modell einlassen, bei dem wir Videovermarktungserlöse teilen müssten", beschreibt der IP-Boss eine Linie, die sein Unternehmen niemals überschreiten werde, auch wenn man sich in den vergangenen Jahren ehemals abgelehnten Modellen, etwa in der Zusammenarbeit mit Sky, geöffnet habe. Auch über Amazon werde man abseits des neuen Abo-Angebots Amazon Channels, wo Geo Television zur Verfügung steht, im Übrigen nie RTL-Content ausstrahlen und Amazon die Gelegenheit geben, damit Erlöse zu erzielen, so Dang.