Facebook stand in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder stark in der Kritik, weil sich auf dem sozialen Netzwerk regelmäßig Hass und Propaganda Bahn brechen. Nach welchen Standards Dinge gelöscht werden, ist bis heute nicht klar. Meist duckt sich Facebook hierzulande weg und sitzt laufende Debatten aus, manchmal werden Lobbyisten vorgeschickt. Nun hat sich Facebook-Deutschland-Chef Martin Ott in einem "Handelsblatt"-Interview zu Wort gemeldet und über die Phänomene Fake News und Hass gesprochen.

 

"Wir haben in der Vergangenheit sicherlich Fehler gemacht. Vielleicht waren wir am Anfang etwas zu zögerlich und überrascht vom plötzlichen Ausmaß des Hasses auf der Plattform - wohlgemerkt von einer sehr kleinen Gruppe von Leuten", sagt Ott. Die Herausforderungen, die Probleme zu lösen, seien aber "extrem komplex". So hätten nicht alle Dinge, die man getestet habe, auf Anhieb funktioniert. Man werde aber besser. "Wir lassen uns auch von externen Partnern laufend testen. Zudem hat der jüngste Test der EU-Kommission gezeigt, dass wir hier mit einer Löschquote von über 80 Prozent bei illegalen Inhalten deutlich besser geworden sind. Unsere Maßnahmen tragen also Früchte."

Das von Justizminister Heiko Maas geplante Netzdurchsetzungsgesetz wurde bereits durch Facebook kritisiert. Ott legt nun noch einmal nach: "Wir müssen hier besser werden. Das Gesetz jedoch halten wir für nicht zielführend, weil private Unternehmen nicht entscheiden sollten, was legal oder illegal ist. Das ist die Aufgabe von Gerichten." Ende Mai äußerte man sich ähnlich (DWDL.de berichtete).

Auf die Bundestagswahl angesprochen sagt Ott, dass Facebook hier sicherlich eine "wichtige Rolle" spielen werde. Viele Menschen würden sich über das soziale Netzwerk austauschen, auch Politiker nutzen die Kommunikationsplattform immer häufiger. Fake News wie im US-Wahlkampf sollen laut Ott aber die Ausnahme bleiben. "Die Maßnahmen, die wir dagegen ergriffen haben, haben sehr gut funktioniert. Das konnten wir schon im französischen Wahlkampf sehen." Man enttarne immer wieder Profile, die Falschmeldungen verbreiten und daran Geld verdienen. Zudem unterstütze man die First Draft Coalition, die weltweit Falschmeldungen enttarnen soll. "Ich kann nicht ausschließen, dass es nicht trotzdem eine kleine Anzahl an bewusst gestreuten politischen Lügen gibt. Die gab es immer, die wird es immer geben."

Eigene deutsche Facebook-Inhalte wird es auf absehbare Zeit wohl eher nicht geben. "Es ist zu früh, dazu etwas zu sagen", erklärt Ott gegenüber dem "Handelsblatt". In den USA führe man aber bereits kleinere Betatests durch, um zu schauen, welche Inhalte funktionieren könnten und welche nicht.