Es mutete skurril an: Während Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Dienstag eine Neuausrichtung der deutschen Türkeipolitik ankündigte und Unternehmen vor Investitionen in der Türkei abrief, liefen bei n-tv und N24 vor und nach der Pressekonferenz Werbespots, in denen die Türkei als attraktiver Wirtschaftsstandort dargestellt wurde. Wirtschaftsbosse schwärmten ebenso wie Fußballer, darunter Lukas Podolski, der bis vor wenigen Wochen bei Galatasaray Istanbul unter Vertrag stand.

"Come to Turkey, discover your own story", sagte Podolski in einem Spot gemeinsam mit seinem niederländischen Kollegen Wesley Sneijder. Fortan werden die Zuschauer der beiden deutschen Nachrichtensender diese Werbung jedoch nicht mehr zu sehen bekommen. Sowohl n-tv als auch N24 haben sich dazu entschlossen, die Kampagne nach Kritik mancher Zuschauer aus dem Programm zu nehmen. Das bestätigten die Sender gegenüber dem "Hamburger Abendblatt". Vor allem im Falle von N24 hatte die Werbung für Verwunderung gesorgt, befindet sich der WeltN24-Journalist Deniz Yücel doch schon seit mehr als 150 Tagen in der Türkei in Haft.

"Nachdem sich die politische Lage in den letzten beiden Tagen grundlegend verändert hat und der Bundesaußenminister inzwischen vor Investitionen in der Türkei öffentlich warnt, halten wir eine weitere Ausstrahlung der Kampagne für nicht sinnvoll", teilte der n-tv-Vermarkter IP Deutschland jetzt mit. Und N24-Sprecherin Kristina Faßler erklärte: "Auch wenn wir klar zwischen Programm und Werbung trennen, ist es uns auch wichtig, unser Publikum in Anbetracht der neuesten Entwicklungen nicht zu irritieren." Zugleich betonte sie, dass die Ausstrahlung schon geplant war, als niemand von der Pressekonferenz wusste.


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Zahlreiche Weltkonzerne, darunter Ford, Samsung, Vodafone und Unilever, hatten sich an der Kampagne der Vereinigung türkischer Exporteure unter der Schirmherrschaft der Erdogan-Regierung beteiligt. Nestlé war bereits kurz nach dem Kampagnen-Start wieder ausgestiegen.