Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen hat im "Handelsblatt" das Bundeskartellamt für dessen nach seiner Ansicht untätigen Umgang mit Google kritisiert. "Die Monopolkommission sieht keine monopolistischen Strukturen - obwohl Google bei uns bekanntlich 96 Prozent Marktanteil an der Suche erreicht. Da muss man sich schon ziemlich am Hinterkopf kratzen", sagte Kallen. "Google dominiert komplette Wertschöpfungsketten, und das deutsche Kartellamt hat sich noch nicht einmal darauf eingelassen, sich damit auseinanderzusetzen. Zum Beispiel im Kontext des Leistungsschutzrechts."

Deutlich mehr Vertrauen hat der Burda-Chef da schon in die "Experten in Brüssel", wie er sagt. Diese hatten den Internet-Riesen Google gerade zu einer Rekordstrafe von 2,4 Milliarden Euro verdonnert. Das Urteil sei "hundertprozentig richtig", betonte Kallen, "nicht nur, weil Hubert Burda als VDZ-Präsident die Klage einst mitinitiiert hat. In Brüssel sitzt ein Team, das Netzwerkeffekte in ihrer ganzen Tiefe versteht. Das gibt es bei anderen Kartellämtern leider momentan nicht." Verbesserungsbedarf sieht Kallen auch beim Datenschutz. Er spricht von der "amerikanischen Datensammelwut" und fragt: "Warum muss die Deutsche Telekom Verbindungsdaten nach drei Monaten löschen, während US-Konzerne sämtliche personenbezogenen Daten für die Ewigkeit behalten dürfen?"

In diesem Zusammenhang findet Kallen lobende Worte für den Burda-eigenen Brower Cliqz, der mit dem Datenschutz anders umgehe. "Die personenbezogenen Daten bleiben dort, wo sie hingehören: auf Ihrem Rechner. Wir wollen ein anderes, ein besseres Internet. So, wie wir es übrigens in den 90er-Jahren geträumt haben. Seither allerdings wurde das Internet okkupiert", so Kallen, der vor allem auf ein Umdenken der Nutzer hofft. "Wenn die Menschen endlich verstehen, was da für ein Film läuft, werden sie Alternativen haben wollen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass es den Menschen egal ist, fortlaufend überwacht zu werden und zusehen zu müssen, wie sie selbst dank ihrer Daten zur Ware werden."

Burda fährt unterdessen eine Internationalisierungs-Strategie fährt und will in Zukunft verstärkt auf Technologie setzen. Doch nicht überall ist die Entwicklung gut: "Russland, Ukraine und Türkei sind für uns schwierig. In Russland machen wir zum Beispiel nur noch ein Zehntel des Umsatzes früherer Jahre." Er selbst würde gerne mehr in den USA machen. "aber ich glaube auch, dass es nicht leicht ist, ein wirklich großes Medienunternehmen in Amerika zu steuern, und dass einem das früher oder später um die Ohren fliegt", so Paul-Bernhard Kallen im "Handelsblatt". "Vor knapp zehn Jahren haben wir darüber diskutiert, ob wir uns an der 'Huffington Post' beteiligen wollen. Ich war dagegen, dass wir uns bei einem politischen Medium in den USA engagieren. Das steht uns nicht zu."

Der deutsche Ableger der "Huffington Post", der von Burda betrieben wird, mische sich ausschließlich in hiesige Debatten ein. Damit mache man übrigens "einen kleinen Gewinn", sagt der Burda-Chef und betont: "Wir werden dort derzeit nicht wohlhabend." An das Geschäftsmodell eines reichweitenbasierten News-Portals glaube man bei Burda trotzdem. "Gleichwohl ist die Entwicklung des Werbegeschäfts im Digitalen nach wie vor nicht zufriedenstellend. Aber mit diesem Problem sind wir wirklich nicht allein." Mit Blick in die Zukunft gibt sich Kallen indes recht optimistisch und rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum von etwa 14 Prozent. "Die Geschäfte entwickeln sich erfreulich."