Der Trubel rund um die von Arte nicht gezeigte Antisemitismus-Doku ist gerade erst abgeklungen, nun hat der deutsch-französische Kulturkanal schon wieder Ärger. Der Zentralrat der Juden kritisiert eine Reportage des Senders, die am 22. Juli zu sehen war. Unter dem Titel "Gaza: Ist das ein Leben?" wurde knapp 15 Minuten lang aus dem Gaza-Streifen und über die Situation der Menschen vor Ort berichtet. Doch aus Sicht des Zentralrats der Juden ist Arte dabei nicht objektiv vorgegangen.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat sich in einem Brief an Arte gewandt und schreibt darin unter anderem, dass der Bericht von "Einseitigkeit geprägt" sei und "wesentliche Informationen" unterschlage. Israel wird in der Reportage laut Schuster "als Aggressor dargestellt" und "allein für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage im Gaza-Streifen verantwortlich gemacht". Die Reportage strotze vor "Auslassungen und Falschinformationen", kritisiert Schuster. Zudem werde der israelischen Seite keine Möglichkeit gegeben, um Stellung zu beziehen. Schuster fordert Arte dazu auf, die Reportage in dieser Form nicht mehr zu zeigen.

Bei Arte weist man die Kritik zurück und verweist auf die Unterschiede, die es zwischen Reportagen und Dokumentationen gibt. In einer Stellungnahme des Senders heißt es: "Im Gegensatz zu Dokumentationen, etwa im Dienstag Themenabend, geben Reportagen per definitionem Ausdruck der persönlichen Erfahrungen und Begegnungen eines vor Ort befindlichen Journalisten. Gerade darin besteht der journalistische Wert dieses Genres, da es persönliche Sichtweisen authentisch widerzuspiegeln vermag, ohne den Anspruch zu erheben, einen komplexen Sachverhalt vollständig und von allen Seiten gleichgewichtig zu beleuchten." Die Arte Reportage, unter diesem Label war der Film zu sehen, beschäftige sich bewusst "mit den Lebensumständen der Protagonisten aus deren Perspektive". Dazu gebe man vielen internationalen Autoren mit unterschiedlichen Handschriften einen Raum.

In der Reportage "Gaza: Ist das ein Leben?" ging es um eine Familie, die bei einem israelischen Angriff ihr Haus verloren hat. "Hierbei handelt es sich um die Wiedergabe der militärischen Vorgänge, die keine Aussage zu den Verantwortlichkeiten macht", heißt es von Arte. Und weiter: "Den Eindruck, Israel werde in der Sendung für den Konflikt verantwortlich gemacht, kann Arte dabei nicht nachvollziehen." Man achte konsequent darauf, "dass eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven des israelisch-palästinensischen Konflikts" im Programm abgebildet werden. Man wolle unterschiedlichen Sichtweisen auch künftig entsprechenden Raum im Programm geben.