"Zunächst fand ich es schade, dass ein gestandener Politiker sich die Provokationen so zu Herzen genommen hat. Aber andererseits freut es schon auch, wenn unsere Sendungen in der öffentlichen Diskussion stehen und über das aktuelle Fernsehpublikum hinaus eine große Wahrnehmung erfahren" - so kommentiert ARD-Chefredakteur Rainald Becker in der "Süddeutschen Zeitung" den vorzeitigen Abgang von Wolfgang Bosbach aus der letzten Maischberger-Sendung vor der Sommerpause.

Ein bisschen Krawall kommt der ARD also offenbar gar nicht so ungelegen, schließlich sei es "per se nichts schlechtes", wenn man danach auf der Titelseite der "Bild" lande. Becker sieht aber auch Grenzen - diese seien aber "sehr weit gesteckt": "Es gibt natürlich Grenzpositionen und es gibt rote Linien. Das Phänomen Rechtsextremismus muss man nicht besprechen, indem man einen Rechtsextremisten einlädt."

Kritik übt Rainald Becker im Nachhinein nochmal an Günther Jauch, der einst AfD-Mann Björn Höcke zu Gast hatte. "Sie müssen darauf setzen, dass die Talkmoderatoren immer Herr der Situation bleiben. Das fand ich bei der Sendung mit Höcke nur in Teilen gelungen. Ich glabue, dass die Moderatoren, die wir jetzt am Start haben, dazu in der Lage sind". Man könne brenzlige Situationen aber nicht immer im Vorfeld ausschließen. "Ich habe viel Fantasie, aber ich vermag mir nicht vorzustellen, dass wir eine Art Vorzensur betreiben nach dem Motto: Der könnte irgendeine Aktion starten, den laden wir nicht ein."

Mehr zum Thema