Ein halbes Jahr nach dem Start des Paid-Content-Modells von "Zeit" und "Zeit Online" zeigt sich Jochen Wegner zufrieden. "Wir sind über die sehr guten Zahlen überrascht", sagte der "Zeit Online"-Chefredakteur im Interview mit dem Branchendienst "Horizont", ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen. "Wir waren ja quasi die Vorletzten, die ein Digital-Abo eingeführt haben, weil wir erst einmal Reichweite aufbauen und beobachten wollten, wie es andere machen. Das war im Rückblick die richtige Entscheidung."

Z+ werde morgen nicht das Haus retten, so Wegner. "Aber als zusätzliche Erlössäule hat es sich bereits etabliert. Der 'Reader Revenue', den wir über Z+ generieren, macht einen wachsenden Anteil der Erlöse von 'Zeit Online' aus und könnte bald das Anzeigengeschäft überholen." Auch hinsichtlich der neuen Podcasts zieht Wegner eine positive Zwischenbilanz. "Als wir vor ein paar Tagen mit einer Reihe von Podcasts gestartet sind, hatten wir keine größeren Erwartungen, die Vermarktung hatten wir bewusst hintangestellt. Wir wollten einfach sehen, ob wir auch Audio können. Nach einem Tag waren die drei Formate auf Platz 1, 2 und 3 der iTunes-Charts. Mit der Vermarktung wird es nun schnell gehen."

Der Streit zwischen Print- und Online-Redaktionen hält Jochen Wegner inzwischen für weitgehend überwunden. "Viele Redaktionen arbeiten heute gut zusammen, eine Neuauflage des Streits um den 'Hoodie-Journalismus' sehe ich jedenfalls nicht", erklärte er gegenüber dem "Horizont". "In Zeiten von Brexit, Trump und Terrorismus stellen sich auch andere Fragen als 2014. Wir debattieren zum Glück öfter, wie neuer Journalismus in diesen Zeiten aussehen kann, und seltener, wie wir uns grundsätzlich organisieren sollten."