Seit mehr als 200 Tagen sitzt der "Welt"-Journalist Deniz Yücel inzwischen in Haft. Anlässlich dessen plante der Springer-Verlag Großes: Alle Vorstandschefs der 30 DAX-Konzerne schrieb Verlagschef Mathias Döpfner an - in der Hoffnung, mindestens die Hälfte von ihnen für eine Anzeigenkampagne in türkischen Medien zu gewinnen. Man wolle sich damit für die Freilassung von Yücel und weiteren deutschen politischen Gefangenen einsetzen, erklärte Springer.

Nur wenige Tage später liegt die Kampagne allerdings auf Eis, weil sich in den DAX-Konzernen keine Mehrheit findet. "Die Idee einer Anzeige in türkischen Medien für freiheitliche Werte als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg kann leider kurzfristig nicht realisiert werden", erklärte Springer laut "Handelsblatt". Es gebe einige große Unternehmen, die die Aktion für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei unterstützen wollten. "Doch bedauerlicherweise konnte in der deutschen Wirtschaft keine Mehrheit für ein solches Vorgehen erzielt werden."

Aus diesem Grund werde man von der weiteren Umsetzung der Idee absehen - "zumindest im Moment", wie es von Seiten des Verlags heißt. Offenbar befürchten viele Unternehmen, den Konflikt durch eine derartige Aktion weiter anzufachen. Absagen erhielt Springer unter anderem von Allianz, BASF und Adidas.