Nachdem die Verlage in der ersten Runde der Tarifverhandlungen noch ein konkretes Angebot schuldig geblieben waren, legte der BDZV nun seine Vorstellungen für einen neuen Tarifvertrag für die bei Zeitungen beschäftigten Journalisten vor. Eine Erhöhung um 2,4 Prozent bieten die Verlage demnach an - allerdings in zwei Schritten bei einer Laufzeit von insgesamt 30 Monaten, wobei die erste Stufe auch erst im August fällig werden soll.

Laut DJV entspricht das einer Lohnerhöhung um nur 0,96 Prozent im Jahr - was angesichts einer deutlich höheren Inflationsrate de facto weniger Geld für die Angestellten bei Zeitungen entsprenen würde. DJV und ver.di sind mit Forderungen nach einer 4,5-prozentigen Erhöhung für ein Jahr in die Verhandlungen gegangen, zudem fordern sie eine überproportionale Anhebung der Einstiegsgehälter um mindestens 200 Euro. DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring spricht daher auch von einer "großen Enttäuschung". "Für einen Beutezug über die Gehaltszettel der Kollegen stehen wir nicht zur Verfügung", so Döhring. DJU-Verhandlungsführer Matthias von Fintel sagt: "Das ist eine dreifache Zumutung: bezogen auf die lange Laufzeit, die vielen Nullmonate und die geringe Erhöhung der Gehälter und Honorare. Das ist ungenügend."

Auch die Forderung der Verlage, den Aufstieg in die jeweils nächste Berufsjahresstufe - mit entsprechend höherem Gehalt - an die erfolgreiche Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen zu knüpfen, stößt auf Kritik ebenso wie die Ablehnung einer überproportionalen Erhöhung der Einstiegslöhne. "Dahinter steckt das Misstrauen, die Beschäftigten in Redaktionen wollten den Wandel der Zeitungen nicht mitmachen. Das Gegenteil ist der Fall. Das muss sich aber auch auszahlen. Der Tarifpartner BDZV trägt dem Druck in den Redaktionen und der Notwendigkeit, dem mit attraktiven Bedingungen zu begegnen, fahrlässig wenig Rechnung", heißt es von ver.di-Seite. Seitens des DJV heißt es: "Weiterbildung ist gut und wichtig, aber sie muss mit adäquaten Angeboten der Arbeitgeber konform gehen."

Der BDZV-Verhandlungsführer Georg Wallraff sagt: "Die Tageszeitungen in Deutschland befinden sich seit Jahren in einem digitalen Transformationsprozess. Sie leisten zu seiner Bewältigung erhebliche Investitionen, um die Zukunft guter journalistischer Leistung zu sichern und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen." Hinsichtlich der Ablehnung höherer Einstiegsgehälter beruft er sich auf Studien und Umfragen, die ergeben hätten, dass es nicht auf höhre Einstiegsvergütungen, sondern ein "attraktives Gesamtpaket" ankomme. "Zugleich nehme ich als positives Signal wah, dass die Gewerkschaften sich ausdrücklich offen für Strukturgespräche gezeigt haben. Vor diesem Hintergrund bin ich zuversichtlich, dass wir faire und gute Lösungen für die Ausgestaltung des nächsten Gehaltstarifvertrags mit DJV und dju finden werden." Weiter verhandelt wird am 12. März.