Thorsten Braun© Disneymedia+
11,7 Prozent Marktanteil hat der Disney Channel im Januar bei den 3- bis 13-Jährigen in der Daytime erzielt, das war ein neuer Rekord für den Sender - besser lief es bislang noch nie. Aber auch dieser schöne Erfolg kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es zuletzt ordentlich rumorte beim deutschen Sender des internationalen Medienkonzerns. Neben Senderchef Lars Wagner mussten im Herbst 2017 auch andere Führungsmitarbeiter gehen (DWDL.de berichtete), auch Disney muss sparen. Seit August wird der Disney Channel also von Thorsten Braun geleitet, der nach wie vor Vermarktungschef ist.

In einem Interview mit dem Fachblatt "Horizont" hat Braun nun ein erstes Zwischenfazit seiner sechsmonatigen Amtszeit gezogen und einen Blick auf die kommenden Monate geworfen. "10 Prozent - das ist für dieses Jahr das Ziel für die Daytime. Es ist Zeit dafür", sagt Braun. Eigentlich wollte man beim Disney Channel dieses Ziel schon im vergangenen Jahr erreichen, dann lief es aber mit 9,1 Prozent deutlich schlechter. Damit fiel man sogar unter den Wert aus 2016.

2018 soll das anders werden - und mit dem Rekord im Januar hat das Jahr auch gut begonnen. Und Braun scheint selbstbewusst zu sein: "Wir haben Super RTL im Blick und orientieren uns auch nach oben", sagt der Geschäftsführer. Hauptsächlich wolle man aber den Abstand zu Nickelodeon vergrößern. Super RTL und der öffentlich-rechtliche Kika dominieren den Kindermarkt, Super RTL kam im vergangenen Jahr auf 21,5 Prozent Marktanteil, der Kika auf 19,2 Prozent. Beim Disney Channel und Nickelodeon war man gegen diese Übermacht bislang chancenlos.

"Wir haben Super RTL im Blick und orientieren uns auch nach oben."

Disney-Channel-Chef Thorsten Braun

In den vergangenen Monaten hat sich im Programm des Disney Channels einiges verändert. Um einen besseren Audience-Flow zu gewährleisten, sind seit Herbst keine Action-Formate mehr am Nachmittag, sondern Animationsserien zu sehen. Telenovelas und Serien für ein eher weibliches Publikum laufen in der Access Prime. Braun sagt im "Horizont" zudem: "Wir haben ein ausgewogeneres Verhältnis der Geschlechter erreicht und den Anteil der Jungen gesteigert." Dass das wichtig gewesen sei, habe er nun in den Jahresgesprächen mit den Werbekunden bemerkt.

In den kommenden Wochen und Monaten will der Disney Channel auch wieder mit Eigenproduktionen angreifen. Ein großer Coup ist dem Sender bereits im Januar gelungen, als bekannt wurde, dass man den langjährigen Kinderfernsehen-Moderator Benedikt Weber von Super RTL weglotsen konnte. Dieser soll ab April die neue Show "Beni Challenge" präsentieren. Dabei können Kinder dem Moderator Aufgaben stellen, die dieser dann versucht zu lösen. "Mehr Interaktion mit dem Sender führt zu einer höheren Bindung und zu mehr Nutzungszeit", sagt Braun in Bezug auf das neue Format. Zudem soll die Kochshow "An die Töpfe, fertig, lecker" mit einer zweiten Staffel zurückkommen, Kinderkoch Marwin erhält zudem eine Primetime-Show, in der er gemeinsam mit einem Starkoch auftritt.

Keine Aussage trifft Braun über die Zukunft der vor längerer Zeit angekündigten Wiederauflage des "Disney Club". 2016 stellte der Sender noch eine Neuauflage in Aussicht, bislang ist es aber noch sehr ruhig um das Projekt. Mitte 2017 erklärte der Sender noch gegenüber DWDL.de, dass man weiterhin an einer Neuauflage festhalte. Aber auch jetzt, mehr als ein halbes Jahr später, ist davon nichts zu hören. Nicht einmal im Jahresausblick von Geschäftsführer Thorsten Braun.