Nach der "Bild"- Berichterstattung über angebliche Mails zwischen Jusos-Chef Kevin Kühnert und einem Russen namens Juri hat das Satire-Magazin "Titanic" am Mittwoch enthüllt, hinter den Mails zu stecken. "Bild" berichtete groß und titelte: "Neue Schmutzkampagne bei der SPD!" Damit saß das Blatt einer Ente auf. Chefredakteur Julian Reichelt hatte das Vorgehen zunächst verteidigt (DWDL.de berichtete), in einer Mail an die Mitarbeiter, die die Kollegen von "werben & verkaufen" veröffentlicht haben, schlägt er nun aber andere Töne an.

So sagt Reichelt: "Die Gewichtung als Schlagzeile war im Nachhinein falsch. Das geht allein auf mich. In Kenntnis aller nun zur Verfügung stehenden Fakten würde ich das so natürlich nicht mehr machen." Axel Springer hat die Echtheit der Mail gegenüber "werben & verkaufen" bestätigt. Er wisse, so Reichelt weiter, dass die Mitarbeiter nun etlichen Fragen und auch Häme im Freundeskreis ausgesetzt seien. Dennoch solle man sich nicht von dem vielen Spott in den sozialen Netzwerken verunsichern lassen, so der "Bild"-Chefredakteur, der gleichzeitig den Zusammenhalt der Redaktion beschwört.

Und auch wenn Reichelt in seiner Mail an die Mitarbeiter einräumt, in der Gewichtung der Geschichte einen Fehler gemacht zu haben, so schreibt er erneut, dass man grundsätzlich nicht auf die Fälschung hereingefallen sei. "Wir haben eben nicht geschrieben, dass Kevin Kühnert mit einem Russen zusammen arbeitet. Wir haben alle Seiten gehört und auch eingeordnet, dass die Stellungnahme der SPD plausibel ist. Wir haben den Titanic-Redakteur zwar (leider) nicht enttarnt, aber wir haben nie die Geschichte erzählt, in die Titanic uns hinein treiben wollte." Hier hätten die Mechanismen und die interne Diskussionskultur funktioniert - "das ist besonders wichtig".

Dass es Menschen gebe, die der "Bild" "sehr professionell gefälschte Falschinformationen unterjubeln wollen", müsse man nicht nur im Hinterkopf, "sondern im Vorderkopf behalten", sagt Reichelt. Der "Bild"-Chef zitiert dann auch ausgerechnet Jakob Augstein, der das Boulevardblatt sonst gerne kritisiert. Dieser hatte am Mittwoch erklärt, er erkenne das aufklärerische Interesse der "Titanic" nicht. Das Magazin habe mit "kriminellem Aufwand" bewusst getäuscht.