Fußball WM 2018, ARD-Experten© SWR/Cornelia Klein
Zwischen dem 14. Juni und 15. Juli findet in Russland die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Für ARD und ZDF bedeutet das vor allem viel Arbeit und gute Quoten. Die Sender werden alle 64 Spiele live zeigen. Bei den Parallel-Spielen in der Vorrunde springen zusätzlich One und ZDFinfo ein. Die Vorbereitungen auf das sportliche Highlight des Jahres laufen schon seit einiger Zeit auf Hochtouren, nun haben die Sender ihre konkreten Pläne für die WM vorgestellt. So setzt die ARD bei den Experten auf ein Trio bestehend aus Thomas Hitzlsperger, Stefan Kuntz und Hannes Wolf.

Die Frage, wer an der Seite von Alexander Bommes und Matthias Opdenhövel durch die Übertragungen führen wird, war eine interessante. Nachdem sich die ARD zuletzt mit einem großen Knall von Mehmet Scholl getrennt hatte (DWDL.de berichtete), war diese Position gewissermaßen offen. Hitzlsperger stand zwar auf der Liste und war auch schon öfters im Einsatz, gegen ihn gab es aufgrund seines Jobs beim VfB Stuttgart aber einige Vorbehalte. Nun teilt er sich den Job mit dem ehemaligen Europameister Kuntz sowie Wolf, der zuletzt als "Trainer des Jahres" ausgezeichnet wurde. Kuntz arbeitet zudem als Trainer der U21-Nationalmannschaft.

Fußball WM 2018, Philipp Lahm© SWR/Cornelia Klein
Darüber hinaus hat die ARD auch den ehemaligen Bayern- und Nationalspieler Philipp Lahm verpflichtet. Dieser wird allerdings nicht als klassischer Experte zum Einsatz kommen, er soll stattdessen gemeinsam mit Jessy Wellmer ein neues Format präsentieren. In "Weltmeister im Gespräch" wollen die beiden "ganz neue und spannende Blickwinkel auf die Geschehnisse" präsentieren. Der Schwerpunkt soll dabei nicht nur auf der Bewertung von Spielen und Ergebnissen liegen, Lahm soll auch "exklusive Einsichten weit über den Sport hinaus" bieten.

Axel Balkausky sagt zu den Neuzugängen: "Mit Stefan Kuntz, Hannes Wolf und Philipp Lahm haben wir zusätzlich zu Thomas Hitzlsperger drei weitere tolle Fachleute gewinnen können, die unsere Berichterstattung sehr bereichern werden. Mit diesem Team sind wir für die WM hervorragend aufgestellt." Kommentiert werden die Spiele im Ersten wie gewohnt von Steffen Simon, Gerd Gottlob und Tom Bartels. Letzterer kommentiert das Eröffnungsspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien. Erstmals wird auch Florian Naß von HR ein Spiel einer Fußball-WM kommentieren. Aus dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft und von den Spielen der deutschen Elf berichtet Gerhard Delling mit seinem Team. Um die Menschen, das Leben und die Verhältnisse in Russland kümmert sich neben Palina Rojinski der ARD-Korrespondent Udo Lielischkies.

Kehl-Absage überrumpelt das ZDF

Claudia Neumann© ZDF/Peter Kneffel
Beim ZDF dürfte es am Montag hektisch zugegangen sein. Am Morgen hatte Sebastian Kehl nämlich seine Rückkehr zu Borussia Dortmund verkündet, dementsprechend wird er nicht mehr für das ZDF arbeiten. Eigentlich sollte er gemeinsam mit Oliver Kahn als Experte arbeiten, als Moderatoren sind Oliver Welke und Jochen Breyer gesetzt. Beim Sender war man offenbar selbst von der kurzfristigen Entscheidung Kehls überrascht, in der offiziellen Pressemappe des Senders zur WM ist Kehl jedenfalls noch als Experte aufgeführt. ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann sagte dazu in Hamburg: "Der Zeitpunkt ist etwas misslich. Seit heute Morgen ist es offiziell, dass er zu Borussia Dortmund geht. Wir schauen jetzt mal, wie wir das lösen. Wir haben ja einige Experten dabei." 

Zurückgreifen kann man in jedem Fall auf Holger Stanislawski und Urs Meier, die erneut ihr Expertenwissen zur Verfügung stellen sollen. Béla Réthy, Oliver Schmidt, Claudia Neumann (Foto rechts) und Martin Schneider kommentieren die Spiele, die im ZDF laufen werden. Wer das Finale bekommt, steht derzeit noch nicht fest. Katrin Müller-Hohenstein ist im Quartier der deutschen Elf im Einsatz.

Fußball WM 2018, ZDF-Team© ZDF/Markus Hertrich
Das WM-Team des ZDF.

Auch im "ZDF-Morgenmagazin" wird man während der WM schwerpunktmäßig über das Turnier berichten. Zunächst ist man vom 18. bis 22. Juni vor Ort in Moskau, zwischen dem 2. und 6. Juli dann in St. Petersburg. Moderator Thomas Skulski begrüßt in den zwei Wochen den ehemaligen Fußball-Weltmeister Thomas Berthold. Live aus Russland berichtet man dann von allem Wissenswerten rund um die WM, die deutsche Elf und das Gastgeberland.

Sender wollen "räumliche Distanz"

Bereits bekannt war, dass ARD und ZDF zur WM ein gemeinsames Studio beim SWR in Baden-Baden beziehen werden. Ein Großteil der Berichterstattung wird also gar nicht aus Russland kommen, sondern hierzulande produziert. Das ist übrigens eine Premiere für ein Sportevent dieser Größe, bislang waren ARD und ZDF immer mit einem großen Tross vor Ort. Das Vorgehen jetzt soll vor allem die Kosten drücken, sahen sich ARD und ZDF zuletzt in diesem Punkt doch viel Kritik ausgesetzt. Man will aber auch ein inhaltliches Statement setzen. So seien Russland als Gastgeber und die FIFA als Veranstalter nicht unumstritten, heißt es aus der ARD. Man wolle mit dem Studio in Baden-Baden auch eine "räumliche Distanz" zum Großevent schaffen. Das Studio soll den nötigen journalistischen Abstand zur WM symbolisieren.

"Wir werden die Qualität unserer Berichterstattung auch mit dieser Sparanstrengung in Personal, Produktion und Technik weiter auf dem hohen Niveau halten, das unsere Zuschauer von den öffentlich-rechtlichen Sendern gewohnt sind", sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey bei der Vorstellung des WM-Programmangebots. "Und wir werden über die Präsentation des Live-Sports hinaus immer auch einen kritischen Blick auf die aktuelle politische Situation in Russland werfen."

Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen, ergänzt: "Es ist eine spannende Aufgabe für uns, die überwiegende Berichterstattung aus einer gemeinsamen Sendezentrale von ARD und ZDF aus Deutschland zu bestreiten. Baden-Baden als Zentrum der Übertragungen ist mutig, aber so können wir so viele Synergien wie möglich nutzen und Kosten einsparen, ohne dass die Qualität und der Umfang der Berichterstattung darunter leiden."

"Baden-Baden als Zentrum der Übertragungen ist mutig, aber so können wir so viele Synergien wie möglich nutzen und Kosten einsparen."

Volker Herres, Programmdirektor Das Erste

Im Anschluss an die WM-Spieltage setzt Das Erste übrigens auf das neue "WM-Kwartira", dazu hat man mit Jörg Thadeusz und Micky Beisenherz auch zwei bekannte Gesichter verpflichtet. Die beiden Moderatoren melden sich aus dem Mojo Club von der Hamburger Reeperbahn. Zusammen mit prominenten Gästen blicken sie auf das WM-Geschehen und das Gastgeberland, "unterhaltsam, informativ und meinungsstark" soll es werden. In der Sendung wird es auch Auftritte von Kabarettisten geben. Reinhold Beckmanns "Sportschule", die 2016 im Anschluss an die EM-Spieltage zu sehen war, findet keine Fortsetzung.