Barbara Buhl© WDR
Der WDR hat ab September keinen Leiter oder Leiterin der Fiction-Abteilung. Barbara Buhl (Foto), kommissarische Leiterin des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie, geht Ende August in den Ruhestand, das war schon lange so geplant. Sie übernahm den Bereich erst vor wenigen Monaten von Gebhard Henke, der vom Sender bekanntlich wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung vor die Tür gesetzt wurde. Inzwischen haben sich WDR und Henke außergerichtlich auf ein Ende der Zusammenarbeit geeinigt, er kehrt also auch nicht zurück.

Die WDR-Fiction wird damit erst einmal ohne Führung bleiben. Beim Sender bestätigt man das, beschwichtigt aber. "Die Abläufe und Zuständigkeiten in der Fernsehfilmredaktion sind intern geregelt. Die Vakanz wird keine Auswirkungen auf verabredete oder laufende Projekte haben", heißt es von einem Unternehmenssprecher gegenüber DWDL.de. Wie lange der Bereich ohne Leitung auskommen muss, ist derzeit unklar. Der Sprecher sagt, man befinde sich derzeit in der Findungsphase für die Nachfolge.

Für WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn ist die Vakanz in der Fiction die nächste offene Flanke. Inzwischen steht auch sein Job auf dem Spiel, seine eigentlich für Mai vorgesehene Vertragsverlängerung wurde von WDR-Intendant Tom Buhrow auf unbestimmte Zeit verschoben. Buhrow will die Aufarbeitung der Vorwürfe gegen hochrangige Mitarbeiter abwarten und sich dann mit der Verlängerung des Vertrags von Schönenborn (und Radio-Direktorin Valerie Weber) auseinandersetzen. Zuletzt forderte eine anonyme Verfasserin Schönenborn in einem Offenen Brief zum Rücktritt auf (DWDL.de berichtete). Der WDR-Fernsehdirektor steht in der Kritik, weil er schon lange von bestimmten Vorwürfen gewusst haben und diesen nicht entschlossen genug nachgegangen sein soll.

Schönenborn wollte Buhl zuletzt unbedingt noch über den August hinaus halten, für sie war das aber offensichtlich keine Option. Auch wurde im April von den Anschuldigungen gegen Henke überrascht - da standen ihre Pläne für die Zeit nach dem WDR allerdings längst fest. Daran haben auch der Abgang des Fernsehfilmchefs und ihre kommissarische Funktion als Leiterin der Fiction nichts geändert.

Einzelne Projekte wird Buhl auch in den kommenden Wochen und Monaten noch betreuen, so zum Beispiel das zweiteilige Dokudrama "Brecht" von Heinrich Breloer, das im Frühjahr 2019 im Ersten ausgestrahlt werden soll. Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit von Buhl, nach dem Abitur in Essen studierte sie Germanistik und Sozialwissenschaften in Köln und promovierte mit einer Dissertation über Bertolt Brecht.

Mit Barbara Buhl geht nun eine, die großes geleistet hat für die deutsche Kreativbranche. Zunächst arbeitete sie als Dramaturgin am Theater in Oberhausen, danach absolvierte sie ein Volontariat bei der Westdeutschen Rundfunkwerbung GmbH, dort stieg sie auch als Redakteurin ein und war unter anderem zuständig für Serien wie "Marienhof" und "Der Fahnder". Später arbeitete sie auch für die "Lindenstraße" und verantwortete unter anderem die mehrteiligen Doku-Dramen "Die Manns" und "Speer und Er". Zudem war sie an der Entstehung zahlreicher Fernsehfilme ("Arnies Welt", "Herr Grothe", "Marcel Reich-Ranicki - Mein Leben" uvm.) beteiligt. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Grimme Preis, dem Blauen Panther, dem Deutschen Fernsehpreis und auch mit dem International Emmy Award ausgezeichnet. Seit 1999 arbeitet sie in die Abteilung Fernsehfilm des WDR, 2004 übernahm sie die stellvertretende Leitung. Im Juli 2009 wurde sie Leiterin der Programmgruppe Fernsehfilm und Kino innerhalb der Hauptabteilung Fernsehfilm, Kino und Serie und stellvertretende Hauptabteilungsleiterin.