Radio Bremen will vorerst nicht mehr mit dem freien Fernsehreporter Hinrich Lührssen zusammenarbeiten. Das hat der Sender in einer Stellungnahme, die dem Medienmagazin DWDL.de vorliegt, deutlich gemacht. Vor knapp zwei Wochen war bekannt geworden, dass der 59-Jährige neuerdings einen Sitz im Landesvorstand der Bremer AfD übernommen hat (DWDL.de berichtete). Man habe klargestellt, dass der Sender keine journalistischen Auftritte von Funktionären politischer Parteien zulässt, teilte Radio Bremen mit.

Es sei entscheidend wichtig, in den Programmen die politische Unabhängigkeit zu wahren. "Für unser Publikum soll immer klar sein, dass Radio Bremen seine redaktionellen Entscheidungen jenseits aller Parteipolitik trifft", sagte Programmdirektor Jan Weyrauch in der Stellungnahme. "Wir sollten schon den Anschein vermeiden, dass dies anders sein könnte. Unsere Glaubwürdigkeit steht an erster Stelle."

Vor einer Woche klang das noch etwas anders. Damals hatte Radio Bremen erklärt, man werde darauf achten, dass sich Lührssens parteipolitisches Engagement und seine Berichterstattung nicht vermischen. Dabei sei hilfreich, dass er nicht in der politischen Berichterstttung eingesetzt wird, sondern in der leichten Unterhaltung. Doch auch da soll Lührssen nun nicht mehr eingesetzt werden - zumindest vorerst.

"Dies verträgt sich nicht mit der politischen Unabhängigkeit von Radio Bremen, die das Publikum zu Recht erwartet", teilte Radio Bremen mit und fügte hinzu: "Dies gilt allerdings auch nur für die Zeit, in der Herr Lührssen sein Amt im Landesvorstand der AfD innehat." Der öffentlich-rechtliche Sender verweist in diesem Zusammenhang auf einen Ehrenkodex, auf den man sich vor einiger Zeit verständigt habe. Die Rede ist etwa von professioneller Distanz zu Politikerinnen und Politikern.

"Auch bei beruflichen oder privaten Nebentätigkeiten darf diese Unabhängigkeit nicht berührt werden", sagte Chefredakteurin Andrea Schafarczyk jetzt. Die Mitgliedschaft in einer Partei sei Privatsache, aber eine herausgehobene Funktion in einer Partei sei etwas anderes. "Ein Partei-Funktionär handelt nicht mehr nur als Bürger, sondern vertritt offiziell eine Parteilinie und ist ein Repräsentant seiner Partei. Auch dies gilt für alle Parteien gleichermaßen", erklärte Radio Bremen in der Stellungnahme.

Gegenüber "Meedia" äußerte Hinrich Lührssen sein Bedauern über die Entscheidung von Radio Bremen. "Ich bin mir sicher, dass viele Zuschauer mich vermissen werden", so der Reporter, der über viele Jahre hinweg auch für "Stern TV" im Einsatz war. Auch dort wird er vorerst nicht zu sehen sein. "Unabhängig von der momentanen Diskussion war und ist kein aktueller Einsatz von Hinrich Lührssen bei 'Stern TV' geplant", stellte die Produktionsfirma i&u TV am Donnerstag auf DWDL.de-Nachfrage klar.

Mehr zum Thema