385 Einreichungen von 133 Programmen hat die unabhängige Grimme-Jury für den Deutschen Radiopreis 2018 gesichtet und schließlich in elf Kategorien einen Gewinner gekürt. Auffällig in diesem Jahr: Fast alle Preisträger fand die Jury in den nördlichen Gefilden des Landes. Als beste Moderatorin wurde beispielsweise Kaya Laß von Antenne Niedersachsen ausgezeichnet, die als Multitalent gelobt wurde: Kommunikationsprofi. Moderatorin, Gesprächspartnerin, Musikerin, Texterin und Sängerin. "Sie ist glaubwürdig, natürlich und vor allem nahe bei den Hörerinnen und Hörern. Ihr Bekenntnis zur Region schwingt unaufhörlich mit, ohne aufgesetzt oder überdreht zu wirken", so die Begründung der Jury.

Den Preis als Bester Moderator konnte unterdessen Philipp Schmid mit nach Hause nehmen, der bei NDR Kultur "Klassisch in den Tag" moderiert. "Er verbindet seine Musikalität mit eloquenter Sprachfähigkeit, mit einem ganz eigenen intelligenten Humor und großem Respekt vor seiner allmorgendlichen Hörerschaft", so die Jury, die ihn als "echten Mutmacher für junge Radiotalente" anpries, da er einer der jüngsten Preisträger in dieser Kategorie bislang war.

Apropos junge Radiotalente: In der Newcomer-Kategorie setzte sich Helena Daehler vom Berliner Rundfunk 91.4 durch. Beeindruckt hat die Jury ein Beitrag, in dem sie einen Berliner Obdachlosen begleitet hat. "Es ist privat, aber nie indiskret, direkt, aber stets höflich, achtsam, jedoch nicht anbiedernd und schon gar nicht fordernd oder lobend oder womöglich heroisch. Es gelingt ein glaubwürdiges Radiostück über ein leider auch wahres Stück Leben. Das ist die bestechende Leistung der Reporterin. Sie ist für das Radio absolut erste Wahl."

Der Preis für die Beste Reportage ging an Benedikt Strunz und Philipp Eckstein von NDR Info für ihre Reportage über die "Paradise Papers". "Eine faszinierende Reportage, die dem Publikum auf spannende Weise transparent macht, wie Journalisten arbeiten, um eine Schattenwelt zu enttarnen und Missstände aufzudecken", so die Jury. Fürs beste Interview wurde Kristin Hunfeld von Bremen Zwei ausgezeichnet. Sie "schafft es in 'Zwei nach Eins' im Interview mit Dominik Bloh in besonderer Weise einem eher introvertierten Gast und seiner höchst ungewöhnlichen Lebensgeschichte den notwendigen Raum zu geben. Es entwickelt sich ein spannender Dialog der den Zuhörer emotional mitnimmt und bis zum Ende fesselt", heißt es in der Begründung der Jury.

Der Preis fürs beste Nachrichten- und Informationsformat ging an Johannes Ott vom Münchner Sender Radio Gong 96.3 für den "Erste Hilfe Crash Kurs". "Die Jury zeichnet eine Sendung aus, die sich zum Ziel gesetzt hat, ihre Hörerinnen und Hörer in einer Stunde zum Lebensretter auszubilden. Sie ist so informativ wie unterhaltsam gemacht, dass die an sich heikle Thematik zum fortgesetzten Zuhören und Mitlernen reizt. Der Hörer wird weder überfordert noch mit fadem Fachjargon abgeschreckt." Ebenfalls ein klares Ziel verfolgte Radio Fritz mit der Aktion "Fritz Abbechern - Kampf den Pappbechern", für die Karen Schmied und Momo Faltlhauser verantwortlich zeichneten. Mit zahlreichen Aktionen über fünf Wochen hinweg sollten auf insgesamt eine Million Coffee-to-Go-Pappbecher verzichtet werden.

Der Innovationspreis ging in diesem Jahr an Norbert Grundei und Mirko Marquardt für das "N-JOY Night Lab". Immer ind er Nacht von Montag auf Dienstag dürfen sich da ab Mitternacht zwei Stunden lang Moderations-Anfänger live und unter Realbedingungen austoben. "Es bietet einen geschützten und gleichzeitig professionellen Rahmen, in dem Nachwuchsjournalisten und Fachfremde experimentieren sowie Neues entwickeln können. Solch‘ ein Freiraum fördert Kreativität, die etablierte Strukturen allzu leicht bremsen", so die Jury. Der Preis für die Beste Sendung ging unterdessen an Patrizia Schlosser und Tim Kehl von Flux FM für die sechsteilige Reihe "Im Untergrund. Auf den Spuren der RAF". "Sie zeichnet präzise den Weg der RAF nach, die für insgesamt 34 Morde, zahlreiche Banküberfälle und Sprengstoffattentate verantwortlich ist und schafft es, damit ein Stück deutsche Geschichte verständlich aufzubereiten", heißt es in der Begründung.

Als beste Radiocomedy wurde die "Radio Hamburg Newsshow" von Dietmar Simon und Buddy Ogün prämiert. "Verpackt als Hommage an Radio-Nachrichten brilliert sie mit einem charmanten Wortwitz, einer inhaltlichen Breite und politischer Bissigkeit, die ihres gleichen sucht", urteilt die Jury. "Die Detailliebe der Gags und Geschichten aus Politik, Sport und Gesellschaft mitsamt schlauen Querverweisen ist einzigartig – und das bei gleichbleibend hoher Qualität, jeden Tag." Bleibt noch der Blick auf die Radio-Primetime, sprich: Die beste Morgensendung. Die lief aus Sicht der Jury beim Berliner Rundfunk 91.4 und heißt "Unser Team für Berlin". Angeführt wird das Team von Simone Panteleit. Die Begründung der Jury: "Simone Panteleit und ihr Team meistern eine bemerkenswerte Bandbreite, die von guter Stimmung über Service bis zur Lokalpolitik reicht und auch vor den etwas komplexeren Themen nicht Halt macht. Ein hoher Reporteranteil sorgt für Präsenz in der Stadt und vermittelt den Hörerinnen und Hörern ein lebendiges Gespür fürs aktuelle Geschehen. Relevante Verbraucherthemen werden ernsthaft und nutzerorientiert aufbereitet. Simone Panteleit vereint als Gastgeberin journalistische Kompetenz und emotionale Hörernähe. Sie bezieht Stellung, zeigt sich glaubhaft engagiert und verleiht ihrer Sendung eine ganz persönliche Atmosphäre."