Der ehemalige WDR-Fernsehspielchef Gebhard Henke hat seine Klage gegen Charlotte Roche und den "Spiegel" kurz vor der geplanten Verhandlung zurückgezogen. Der Schritt steht offenbar im Zusammenhang mit neuen Vorwürfen. Nach Informationen des "Spiegel" sollen in einem Schriftsatz von Roches Anwalt sieben weitere Frauen konkrete Vorwürfe gegen Henke erhoben haben. Dabei geht es offenbar unter anderem um anzügliche Bemerkungen, aber auch um ungewollte Küsse.

Laut "Spiegel" seien "sehr erfolgreiche Frauen aus der Filmbranche" dabei, darunter Regisseurinnen, eine Produzentin und eine WDR-Mitarbeiterin. "Gebhard Henke ist zu der Überzeugung gelangt, dass eine juristische Auseinandersetzung nicht der richtige Weg ist, um sich mit der Thematik und den Vorwürfen auseinanderzusetzen", erklärte Henkes Anwalt gegenüber "Zeit Online" die Kehrtwende.

"Da nicht anonyme, sondern konkrete Vorwürfe von Frauen vorliegen, so will er sich damit auseinandersetzen, Missverständnisse ausräumen und sich, wenn ein unangemessenes Verhalten vorgelegen haben sollte, in aller Form entschuldigen", heißt es in der Erklärung weiter. Zuvor hatten Henke und sein Anwalt in der Klageschrift noch schwere Geschütze aufgefahren und die Glaubwürdigkeit von Charlotte Roche sowie des "Spiegels" angezweifelt.

Die Bestseller-Autorin hatte Henke im vergangenen Jahr im "Spiegel" vorgeworfen, sie während einer Veranstaltung in Köln sexuell belästigt zu haben. Henke bestritt die Vorwürfe und verklagte Roche daraufhin auf Unterlasung. Vom "Spiegel" verlangte er darüber hinaus eine Entschädigung in Höhe von 100.000 Euro. Der WDR hatte sich im Sommer 2018 von Gebhard Henke getrennt. Kurz vor einem geplanten Termin beim Arbeitsgericht einigten sich beide Seiten außergerichtlich.

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