Die Überprüfungsmechanismen beim WDR machen ganz offensichtlich nach wie vor Probleme. Anfang des Jahres musste der öffentlich-rechtliche Sender Unregelmäßigkeiten bei der "Menschen hautnah"-Reihe einräumen, infolgedessen man sich von der zuständigen Autorin trennte. Chefredakteurin Ellen Ehni versprach damals: Die Fehler waren eine Ausnahme. Nun musste der WDR aber eine andere Reportage aus der Mediathek nehmen, weil die zuständige Produktionsfirma dort geschlampt und bei den Zuschauern einen falschen Eindruck erweckt hatte.

Konkret geht es um die Reportage "Ausgerechnet - Billig-Kreuzfahrt", die am 11. Februar über den Sender gegangen ist. Fast eine Million Menschen sahen damals, wie Reporter Daniel Aßmann für angeblich 333 Euro auf einem Kreuzfahrtschiff eincheckte, um dort ein paar Tage Urlaub zu machen. Geprüft werden sollte, wie so ein geringer Preis überhaupt möglich sei und auf was man da wohl verzichten müsste.

Dabei suggerierten sowohl die Off-Stimme als auch Aßmann selbst, dass er in einer der billigen Innenkabinen übernachtete. An einer Stelle der Doku führte er ein älteres Paar in "sein" Zimmer, nachdem er zuvor deren Suite begutachtet hatte. Das Problem: Aßmann wohnte während der Kreuzfahrt gar nicht in diesem, sondern offenbar in einem hochwertigeren Zimmer. Aufgefallen war das findigen Zuschauern, die die Kabinennummer des Reporters checkten und das unter anderem in den Kommentarbereich bei Youtube posteten. Der Sender reagierte daraufhin und nahm das Video bereits vor rund einer Woche sowohl aus der Mediathek als auch von Youtube.

In einem Statement des Senders heißt es, es sei der Eindruck entstanden, der Reporter habe in einer Innenkabine gewohnt. "Tatsächlich hat er in einer anderen Kabine übernachtet. Dies war der Redaktion leider nicht bekannt." Man bedauerte den falschen Eindruck und werde den Film daher nicht weiter veröffentlichen. Auf Nachfrage von DWDL.de heißt es, man habe den Fall zum Anlass genommen, um weitere Produktionen aus der "Ausgerechnet"-Reihe zu überprüfen. Diese Prüfung laufe gerade.

Darüber hinaus erklärt der Sender, dass man in einer "kritischen Aufarbeitung" mit der Produktionsfirma deutlich gemacht habe, dass die Darstellung in dem Film "inakzeptabel" sei. Ein Sendersprecher: "Die Produktionsfirma folgt dieser Einschätzung. Für die Fortsetzung der Reihe werden die Arbeitsabläufe in der Produktionsfirma überprüft und angepasst." Produziert wird "Ausgerechnet" von Bavaria Entertainment. Reporter Daniel Aßmann testet in der Reihe die unterschiedlichsten Dinge, von Zoos und Schokolade bis hin zu bestimmten Ländern (Holland) und Transportmitteln (Flugzeuge, Wohnmobile). Das Kreuzfahrt-Thema war übrigens nicht ganz neu: Bereits 2017 zeigte der WDR eine "Ausgerechnet"-Doku, in der es um ganz normale Kreuzfahrten ging - also nicht die Billig-Variante. Damals checkte der Reporter für rund 1.870 Euro in einer Balkon-Kabine ein.