Die Gerüchte, Amazon würde irgendwann eine kostenfreie, werbefinanzierte Version seines Streaming-Dienstes Prime Video anbieten, waberten viele Jahre durchs Netz und flackerten immer mal wieder auf. Auch das stets auf dem Fuße folgende Dementi des Unternehmens konnte daran nichts ändern. Auf der ANGA COM etwa musste Christoph Schneider, der Amazon Prime Video Deutschland leitet, gerade noch wieder zurechtrücken, dass das Angebot werbefrei "ist und bleibt" - und dementsprechend auch nur zahlende Prime-Abonnenten Zugriff haben werden.

Anfang des Jahres wagte sich Amazon in den USA dann aber trotzdem in den werbefinanzierten Streaming-Markt vor, allerdings nicht unter eigenem Label, sondern über die Tochter IMDb. Die "Internet Movie Database" ist eigentlich eine umfangreiche Datenbank mit Infos über Filme und Serien, unter dem Namen "IMDb Freedive" gibt's seit Beginn des Jahres aber nun auch einen kostenfreien Streaming-Dienst. Nach wenigen Monaten hat Amazon nun nicht nur die Umbenennung in "IMDb TV" angekündigt, sondern auch einen deutlichen Ausbau der verfügbaren Inhalte - und die internationale Expansion, über die man bislang nur spekulieren konnte.

Mark Eamer, Vice President von IMDb TV, kündigte den Start in Europa noch in diesem Jahr an. In welchen Ländern der Dienst konkret an den Start gehen wird und ob Deutschland dazu gehört, ließ Amazon allerdings einstweilen offen. Da Deutschland für Amazon einer der wichtigsten Märkte ist, dürfte es aber eher eine Frage des Wann als des Ob sein. Für das US-Angebot hat man nun aber in jedem Fall erstmal Deals mit Warner Bros., Sony Pictures Entertainment und den MGM Studios geschlossen, um mit attraktiveren Inhalten noch mehr Nutzer zum eigenen Angebot zu ziehen. Dort wird beispielsweise ab Juli das Oscar-prämierte "La La Land" zu sehen sein.

Bei der Verbreitung kommt Amazon hilfreich zu Gute, dass man der Fire-TV-Stick schon in etlichen Haushalten vorhanden ist. Für Fire TV existiert eine eigene IMDb TV-App. Zudem ist das Angebot auch als kostenloser Channel innerhalb von Prime Video verfügbar - über diesen Umweg gelangt dann also doch werbefinanzierter Content in Prime Video. Die Nachfrage nach kostenfreien Inhalten ist trotz des Siegeszuges der werbefreien Streaming-Anbieter offenbar groß. Innerhalb eines Jahres sei die Nutzung kostenfreier, werbefinanzierter Apps auf Fire TV um über 300 Prozent gestiegen, so Marc Whitten, der für das Produkt verantwortlich ist. Dieses Geschäft will Amazon also offensichtlich lieber nicht kampflos Drittanbietern überlassen.