Der Bayerische Rundfunk (BR) steht vor umfassenden Veränderungen. Vor allem bei den bisherigen Direktionen des Unternehmens (Intendanz/Juristische Direktion, Verwaltung, Hörfunk, Fernsehen, Produktion/Technik sowie Information) kommt es zu Veränderungen. Konkret gibt es ab Mitte 2020  keine eigene Hörfunk- oder Fernsehdirektion mehr. Stattdessen will man die Direktionen ab Juli des kommenden Jahres nach Inhalten aufstellen. Intendant Ulrich Wilhelm hatte das den Gremien bereits 2013 versprochen.

Doch warum passiert das erst in rund einem Jahr und nicht schon viel früher? Grund dafür ist Hörfunkdirektor Martin Wagner, der altersbedingt erst zum 1. Juli aus dem Unternehmen ausscheidet. Erst danach soll die Anzahl der Direktionen von sechs auf fünf reduziert werden. Dennoch soll Wagner in den kommenden Monaten aktiv an der Umgestaltung mitwirken und sein Wissen einbringen. Der Rundfunkrat des BR hat den Plänen am Freitag zugestimmt. 

Konkret kommt es ab Mitte 2020 zu folgenden Veränderungen: Der  Direktionszuschnitt nach den traditionellen Ausspielwegen Hörfunk und Fernsehen fällt weg. Die Verantwortung für das Programm liegt künftig in den beiden Programmdirektionen Kultur und Information. Die Fernsehdirektion wird in diesem Zuge umbenannt, die Programmbereiche der bisherigen Hörfunkdirektion zudem neu zugeordnet. Wichtig für die Nutzer der BR-Programme in TV oder Radio: Nach außen hin sichtbar werden die Veränderungen nicht. 

Der bisherige Fernsehdirektor Reinhard Scolik war bislang neben seinen Aufgaben im Bereich TV (BR Fernsehen, ARD-alpha, 3sat) auch schon zuständig für die Radio- und Onlineangebote in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Religion. Auch der Radiosender BR Heimat war bislang schon bei ihm beheimatet. Künftig hat Scolik in der Programmdirektion Kultur auch die Verantwortung über Bayern 2 und BR-Klassik sowie die Klangkörper des Bayerischen Rundfunks. Die Programmbereiche Kultur, Wissen und Bildung sowie Unterhaltung und Heimat bleiben in seinem Einflussbereich. 

Bayern 1,  Bayern 3 sowie die das junge Programm Puls sind künftig in der Programmdirektion Information angeordnet, die von Thomas Hinrichs geleitet wird. Dort sind neben der Aktualität bereits die trimedialen Programmbereiche Politik und Wirtschaft sowie Sport und Freizeit verankert.

Radio-Stabsstelle in der Intendanz

Um dem Eindruck entgegenzuwirken, die Hörfunk-Angebote könnten durch die unterschiedliche Aufteilung in die Direktionen leiden, hat der BR nun auch die Gründung der Stabsstelle Hörfunk angekündigt, diese wird direkt in der Intendanz angesiedelt sein. Damit soll die "Vernetzung aller Radioverantwortlichen" sichergestellt werden. Als Leiter der Stabsstelle ist Walter Schmich vorgesehen, der gleichzeitig die Verantwortung für Bayern 1, Bayern 3 und Puls behält. 

Den ersten Schritt in Richtung einer trimedialen Organisationsaufstellung hatte der BR bereits im Mai 2014 gemacht. Damals wurde die Informationsdirektion als erste medienübergreifende Programmdirektion aufgebaut (DWDL.de berichtete). Dass der trimediale Umbau nun erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein wird, zeigt wohl auch, wie langsam die Mühlen innerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks manchmal mahlen. 

Auch WDR und HR bauen um

Zuletzt gab es aber in gleich mehreren Häusern Bewegung. So kündigte auch der WDR Mitte Juni an, sich crossmedial völlig neu aufzustellen. Auch Tom Buhrow schneidet die Programmdirektionen neu zu (DWDL.de berichtete). Erst vor einigen Tagen berichtete DWDL.de außerdem, dass auch der HR vor einer umfassenden Reform steht. Intendant Manfred Krupp will künftig "digital first" denken und stellt dafür einiges aus der linearen Welt infrage