Bei der Bauer Media Group hat es in der jüngeren Vergangenheit mehrere Abgänge hochrangiger Manager im Dissens über die künftige Ausrichtung des Unternehmens gegeben. Auf einer Linie mit Verlegerin Yvonne Bauer liegt hingegen Veit Dengler, der 2018 zu Bauer kam und seit April nun das gesamte operative Geschäft verantwortet. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" gab er nun Einblicke, wie er die Bauer Media Group, die sich inzwischen als "Multi-Business-Unternehmen" bezeichnet, fit für die Zukunft machen will.

Auch wenn man in neue Geschäftsfelder investiere, bedeute das keine Abkehr von den verlegerischen Wurzeln. "Publishing ist weiter ein extrem solides Geschäft, genauso wie unsere mehr als 100 Radiobeteiligungen in vielen Ländern. Insgesamt geht es darum, fallende Umsätze bei klassischen Medien durch neue Aktivitäten zu kompensieren". Aktuell baue man dabei das Geschäft mit Online-Vergleichsportalen - außerhalb des umkämpften deutschen Marktes - sowie bei "digitalen Services für Klein- und Mittelunternehmen" aus. Hier will Bauer "eine Art Generalunternehmer fürs Internet" sein und Online-Auftritt betreuen.

Im Zeitschriftengeschäft wird unterdessen weiter gespart. "Kostensenken ist keine Strategie, sondern Alltag", so Dengler. "Wir müssen produktiver werden und überlegen uns dafür im Rahmen des Transformationsprozesses neue Arbeitsweisen." Geplant sei die Einführung eines neuen Redaktionsmanagement-Systems und "irgendwann" von Machine-Learning. Wie stark das klassische Zeitschriftengeschäft rückläufig sein werde, könne er nicht abschätzen. "Das Wichtigste ist, sich schnell anpassen zu können", so Dengler. Dabei kenne er keine Tabus: "Tabus haben mit Religion zu tun, religiös sind wir nicht." Er sei sich aber sicher, dass gedruckte Magazine noch lange überleben würden: "Das Auto existiert schon 100 Jahre - und es gibt noch immer Pferdezüchter". Probleme werde es aber beispielsweise für Jugendzeitschriften ebenso wie für werbeabhängige Hochglanzmagazine geben, weil die Rückgänge im Werbemarkt eklatant seien.

Für keine Hilfe hält er das Leistungsschutzrecht, für das die Verlage seit Jahren mit aller Kraft kämpfen und das ihnen Geld von Google & Co. einbringen soll. Veit Dengler: "Das Leistungsschutzrecht halte ich für eine Fehlinvestition von politischem Kapital. Es bringt uns Verlagen wirtschaftlich nur Peanuts, wenn überhaupt." Von der Politik und den Kartellämtern wünscht er sich stattdessen "vernünftige Marktdefinitionen" - so sei in Großbritannien der Kauf eines Konkurrenten untersagt worden, weil es dann eine dominierende Stellung auf dem Makrt für Range-Rover- und Land-Rover-Magazine gegeben hätte. "Die Ämter sind nicht auf der Höhe der Zeit, was das Medienverhalten betrifft. Das führt dazu, dass Zeitschriftenverlage ihre Portfolios nicht effizient managen oder auch konsolidieren können. Das kann sie schneller umbringen."