Von der ersten Ausgabe des Podcasts "Schroeder und Somuncu" haben die allermeisten wohl nur zwei Minuten gehört - den Ausschnitt, den Malcolm Ohanwe am Montagabend via Twitter verbreitet hat und in dem Serdar Somuncu allerlei Beleidigungen rassistischer, sexistischer, frauenverachtender Art äußert, während Florian Schroeder sich im Hintergrund prächtig amüsiert und lacht. Nachdem sich in den sozialen Medien ein veritabler Shitstorm zusammenbraute, haben sich inzwischen sowohl Radioeins-Programmchef Robert Skuppin als auch die beiden Kabarettisten noch einmal zu Wort gemeldet - allerdings mit etwas unterschiedlichen Einschätzungen der Situation.

Der RBB und Radioeins haben sich entschuldigt. Programmchef Robert Skuppin zielt in seiner Erklärung, die er on air im eigenen Sender abgegeben hat, unter anderem auf die Live-Situation ab. Die Aufnahme wurde zunächst live bei Instagram gestreamt, da könne so etwas "auch mal schief gehen". "Unser Versagen war an der Stelle, es nicht nachher korrigiert zu haben", so Skuppin. So sei eigentlich geplant gewesen, dass man nach dem Live-Stream und vor Veröffentlichung als Podcast noch eine redaktionelle Bearbeitung stattfindet. Dabei hätte auffallen müssen, dass sich diese Passagen nicht von selbst erklären, womöglich auch nicht ausreichend, wenn man die gesamten drei Stunden anhört.

Serdar Somuncu habe jedenfalls nur eine Rolle gespielt - und das sei nicht ausreichend rübergekommen. "Manchmal funktioniert Satire mehr, manchmal weniger", so Skuppin - und hier sei das eben weniger der Fall. Zugleich verteidigt er aber auch, den beiden eine Bühne gegeben zu haben und will daran auch nichts ändern. Radioeins wolle auch weiterhin Risiken eingehen, wie sie mit Satire einhergehen. "Es wäre Wahnsinn, von vornherein auf einen Bereich zu verzichten. Dann hätten wir alle eine große Schere im Kopf. Das würde mir für die Kunst leidtun", so Skuppin.

Alles also ein Fehler, versehentlich rausgerutscht in einer Live-Situation? Bei Serdar Somuncu und Florian Schroeder, die ebenfalls im Programm von Radioeins nochmal zu Wort kamen, hört sich das schon etwas anders an. "Wir versuchen, auf die Fragen der Zeit mit unseren künstlerischen Möglichkeiten Antworten zu geben", so Somuncu, der das mit dem dreistündigen Podcast auch erreicht sieht. Auf die konkrete Szene angesprochen erklärt er: "Alles, was sich anbietet, wird beleidigt mit der Absicht, durch die flächendeckende Beleidigung eine Gerechtigkeit herzustellen und zu zeigen: So funktioniert Intoleranz." Und sie zeige auch, dass diejenigen, die sonst häufig Toleranz fordern, selbst oft sehr intolerant reagieren würden, wenn sie betroffen seien. Die extremen Reaktionen von Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen - "da muss ich sagen: Ziel erreicht", so Somuncu.

Dass Hörer das teils nicht richtig einordnen würden, sieht er als deren Problem an: "Radioeins ist ein Programm für Erwachsene, für Leute, die Abstraktionsvermögen und Auffassungsgabe haben. Wer Kabarett und Satire nicht von Realität unterscheiden kann, der darf sich auch nicht beschweren, wenn er‘s dann missversteht." Auch Florian Schroeder pflichtet ihm bei: Man könne nicht vor jeden Satz einen Disclaimer setzen und erklären, wie der folgende Inhalt gemeint sei. Dass er im Podcast während der Beleidigungen lachend zu hören ist, begründet Schroeder damit, dass es sich um einen "performativen Akt" einer Bühnenfigur gehandelt habe. "Das habe ich als Performance amüsant gefunden", so Schroeder. Er habe mit dem Lachen keineswegs den Inhalt des gesagten unterstreichen wollen.

Die fragliche Podcast-Folge wurde von Radioeins offline genommen und ist derzeit nicht abrufbar.

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