Dating Naked© VH1
In der letzten Woche startete auf VH1 ein, wie es der Sender nennt, neuartiges soziales Experiment, welches bereits vor der Ausstrahlung für viel Aufmerksamkeit sorgte. In der neuen Dating-Reality-Show sollen ein weiblicher und ein männlicher Kandidat in jeweils drei Blind Dates nach dem perfekten Partner suchen. Der Gag an der Show ist allerdings, dass alle Kandidaten nackt sein müssen. "Dating Naked" schickte alle Kandidaten ins idyllische Panama und vor jedem Blind Date müssen die Kandidaten sich im Urwald oder am Strand entblößen und nackt auf ihre Blind Dates treffen. Natürlich sind die Intimbereiche im Fernsehen verschwommen, doch es war nicht zu übersehen, dass die Kandidaten anfangs ihre Hemmschwellen erst einmal überwinden mussten, um sich in dieses Dating-Experiment hineinzufinden. Im Laufe der Pilotfolge kamen dann aber einige kleine Schwachstellen des Formats heraus. Jedes Date startete mit einer Aktivität im Freien, wodurch sich die Kandidaten, nackt wie Gott sie schuf, näherkommen sollten. Danach folgte ein Dinner oder Cocktails in einer romantischeren und ruhigeren Atmosphäre. Doch bereits beim ersten Dinner saßen die beiden Kandidaten unverständlicherweise in Kleidung am Tisch.

Dating Naked© VH1
Und auch am Pool, wo sich alle Kandidaten am Ende des Tages tummelten und offensichtlich Drama untereinander entstehen sollte, waren nicht immer alle Kandidaten komplett nackt. Letztendlich war am Ende der Show der Nackt-Faktor nur noch nebensächlich und im Vordergrund stand die Frage, wer mit wem zuerst knutschen und welche der Damen den ersten Zickenkrieg anzetteln wird. Dadurch gestaltete sich "Dating Naked" zum Ende hin dann doch noch als recht unterhaltsam und amüsant, in gepflogener Reality-Show-Manier wie es die Amerikaner lieben. Wirklich originell konnte die Marketingabteilung von VH1 auftrumpfen, als es darum ging die Show zu bewerben. Einige Tage vor der Erstausstrahlung veröffentlichte der Sender ein Video, welches verschiedene nackte Tänzer zeigte, die mitten in Los Angeles Downtown in einer Art Dance-Flashmob die Passanten und im zweiten Schritt potentielle Zuschauer daheim auf "Dating Naked" aufmerksam machen sollten. Auch wenn in der Dating-Show nur Heteros im Alter zwischen Anfang 20 und Ende 30 ausgewählt wurden, wollte VH1 in dem viralen Tanzvideo sämtliche Demographien abbilden, so dass neben einem schwulen Tanzpaar auch ein altes Ehepaar und eine Afroamerikanerin mit einem Weißen tanzend auftauchen. Das gelungene Video wurde bisher bereits über 1,5 Mio. Mal angeklickt, mehr als die erste Folge Zuschauer hatte (826.000):



FX Logo© FX
In Zeiten von zeitversetztem Fernsehkonsum kommt in den USA immer wieder die Diskussion auf, wie repräsentativ eigentlich die Quoten am Tag danach sind und ob es nicht ein generelles Umdenken geben sollte. Daher werden bereits unterschiedliche Quotenmessungen veröffentlicht, da Serien im Speziellen nicht unbedingt direkt am Ausstrahlungstag geschaut werden, sondern erst Tag danach. Ein Beispiel ist das Showtime-Format "Homeland", welches über eine Woche hinweg von durchschnittlich 7 Mio. Zuschauern gesehen wird, davon aber nur 32 Prozent auf die Live-Ausstrahlung fallen. Am Wochenende kam diese Diskussion während der Sommer-Pressetour der Television Critics Association wieder einmal auf und tatsächlich scheint es nun einen Kurswechsel zu geben. Erstmals in der Fernsehgeschichte gab ein Sender bekannt, von nun an keine "Live+Same Day"-Quoten mehr per Pressemitteilung zu veröffentlichen, was einer kleinen Revolution gleicht. Es handelt sich um den Seriensender FX, der stattdessen erst fünf Tage nach der Erstausstrahlung die Quoten für seine Formate kommunizieren wird, was konsequent und sinnvoll erscheint.

The Strain Werbeplakat© FX
Die "Live+3 Day"-Quoten sollen einen besseren und repräsentativeren Eindruck über den Erfolg einer Serie vermitteln, wie der Sender zum ersten Mal in der letzten Woche an Hand seiner neuen Horror-Serie "The Strain" unter Beweis stellte. Die Premierenausstrahlung wurde von 2,99 Mio. Zuschauern live gesehen, was einem eher verhaltenen Quotenstart entspricht. Innerhalb der darauffolgenden drei Tage aber wurde die Zuschauerzahl der Guillermo-del-Toro-Serie auf Grund der DVR-Nutzung (Digital Video Recorder) auf 4,7 Mio. gehievt und dank der unzähligen Wiederholungen im FX-Programm konnte der Sender insgesamt über 8 Mio. Zuschauer zählen. FX’ EVP Research Julie Piepenkotter erklärte in einem Statement die Beweggründe für diese neue Richtung: "Wir glauben, dass es absolut sinnvoll ist, auf die 'Live+3 Day'-Quoten zu warten um somit die Quoten besser und genauer ins Verhältnis setzen zu können." Aber auch die großen Broadcast Networks tendieren zu dieser neuen Art der Quotenmitteilung, wie David Poltrack, CBS Chief Research Officer, bei der TCA Sommerpressetour bildlich versuchte zu erklären: "Ein Sport-Reporter gibt ja auch nicht den Gewinner bei einem Baseball-Spiel bereits im dritten Inning bekannt."