Empire Logo© FOX
Das neue FOX-Musikdrama "Empire" hätte zu keinem besseren Zeitpunkt starten können. Hip Hop und R&B Musik sind gefragt wie nie in den USA und daher ist es auch kaum verwunderlich, dass die Pilotfolge am vergangenen Mittwoch sensationelle Quoten holen und dabei sogar "American Idol" in der Zielgruppe in den Schatten stellen konnte. 9,9 Millionen Zuschauer wollten den Start der Musik-Soap-Opera nicht verpassen, was einem grandiosen Zielgruppenrating von 3,8 entsprach ("American Idol" erreichte zuvor 3,2). Das Marketing der letzten Wochen zahlte sich also aus, da allein in New York unzählige Billboardflächen mit "Empire"-Plakaten versehen waren, so dass an Bushaltestellen, Subway-Stationen und am Times Square kein Vorbeikommen an der FOX-Serie war. Zusätzlich fokussierte FOX sein Marketing in den letzten Monaten auf die Campus der Colleges, da in ganz USA über 100 Screenings vorab für Studenten organisiert und dabei u.a. T-Shirts und Sonnenbrillen verteilt wurden. FOX hoffte also auf die Studenten als Multiplikatoren, was sich am Ende als clevere Strategie herausstellte.

Empire Buswerbung© M. Müller

Empire© FOX
Am vergangenen Mittwoch zeigte FOX die Pilotfolge direkt im Anschluss an "American Idol" und lockte die Zuschauer mit limitierten und verkürzten Werbeunterbrechungen. "Empire" erzählt die Geschichte des erfolgreichen afroamerikanischen Hip-Hop-Moguls Lucious Lion, der in einfachsten Verhältnissen aufwuchs und mit Geld aus Drogenhandel innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten ein gigantisches Musikimperium aufbauen konnte, so dass sogar Präsident Obama ihn regelmäßig ins Weiße Haus einlädt, wie Lucious in einer der ersten Szenen genervt gegenüber seiner Assistentin kommentiert: "Sag Barack, dass ich komme, aber das ist das letzte Mal für die nächsten zwei Monate." Lucious' erreichter Einfluss und Ruhm hatten aber auch ihren Preis, wie sich schnell herausstellt, da seine Ex-Frau Cookie 17 Jahre lang ins Gefängnis musste und nun wieder auf freiem Fuß ist und für ordentlich Tumult im Empire-Gebäude sorgt. In wirklich jeder Szene schafft es Cookie wie ein erfrischender Wirbelwind die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Empire© FOX
Lucious und Cookie haben drei gemeinsame Söhne, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Nesthäkchen Hakeem ist ein aufstrebender aber auch problematischer Teenie-Rap-Star, der am liebsten mit seinem älteren Bruder Jamal Musik macht. Jamal ist in den Augen seines Vaters allerdings das eigentliche Problemkind, da er schwul ist und einfach nicht in Lucious‘ perfektes Familienbild passt. In Flashbacks wird in der Pilotfolge aufgerollt wie es bereits in der Kindheit zur Ablehnung Jamals auf Grund seiner Sexualität kam. Andre, der älteste Sohn, vervollständigt den Empire-Familienclan, der als Finanzchef der Musikfirma auftritt. Der ruhmsüchtige und zielstrebige Lucious verlangt viel von seinen Söhnen ab und als er herausfindet, dass er an der Krankheit ALS leidet und nur noch ca. drei Jahre zu leben haben wird, eröffnet er seinen drei Söhnen, dass einer von ihnen die Firma leiten soll. An Konfliktpotential fehlt es somit auf keinen Fall in "Empire" und der Zuschauer bekommt eine gute Mischung aus Drama und Soap Opera geboten, angereichert mit aktueller Hip Hop und R&B Musik.



50 Cent© Starz
Auch wenn die Kritiken im Vorfeld durchaus positiv ausfielen, kamen immer wieder Stimmen auf, die das Format mit der Starz-Serie "Power" verglichen, die vom Rapper 50 Cent produziert wird und ebenfalls im Genre afroamerikanische Drama-Serie angesiedelt ist, wobei der Fokus weniger auf Hip Hop und R&B Musik gelegt wird. So kam es in der letzten Woche auch zu einem amüsanten Twitter-Schlagabtausch zwischen Curtis Jackson alias 50 Cent und einem Cast-Mitglied von "Empire", da der berühmte Rapper beklagte, dass die FOX-Marketingabteilung seine Ideen kopiert hätte. So mokierte er sich bspw. darüber, dass auf den "Empire"-Plakaten das Wort 'Power' verwendet wurde, welches zu sehr an den Titel seiner eigenen Show erinnere. Daraufhin meldete sich Taraji P. Henson, die in "Empire" Cookie spielt, direkt zu Wort und konterte mit einem kurzen und frechen Tweet: "I pay attention to $, not cents." Das hat gesessen und selbst der sonst so provokante Rapper 50 Cent, musste sich in seiner Twitter-Antwort geschlagen geben: "Kann ich noch irgendwas erwidern, wenn eine Frau so was zu dir sagt, ohne dabei ins Fettnäpfchen zu treten?" 

Empire EP© FOX
Wie bereits bei den Musikserien "Glee" oder "Nashville" hofft FOX neben den Werbeeinnahmen und Lizenzverkäufen von "Empire" auch noch auf eine weitere lukrative Umsatzquelle. Sämtliche Songs, die in der Serie vom Cast vorgetragen werden und übrigens von Timbaland produziert wurden, sind im Anschluss an jede Folge auf iTunes and Amazon.com zum Download käuflich erhältlich, sowohl als Einzelsongs als auch als EP pro Folge. Dank des großen Zuschauerinteresses ist es daher nicht verwunderlich, dass die EP direkt in die Top 10 von iTunes stürmte, die dort übrigens für $5,25 in der ersten Woche verkauft wurde.

Bleibt zu hoffen, dass "Empire" das Quotenniveau der Pilotfolge halten kann, aber FOX wird auch bei einem geringfügigen Quoteneinbruch an der Show festhalten, nachdem in den letzten Wochen kaum ein neues Format positive Schlagzeilen machen konnte und das einstige Prestige-Projekt "Utopia" kläglich scheiterte. Ob dieser Erfolg allerdings auf andere Länder übertragbar ist, scheint eher fraglich, da bspw. in Deutschland die Hip Hop und R&B-Musikszene längst nicht so stark ist wie hier in den USA. Von der Dramaturgie her hat "Empire" aber definitiv das Zeug dazu, sich als moderne afroamerikanische Drama-Serie im deutschen Programm etablieren zu können.