Bingewatching-Fans bekamen am 6. März endlich wieder einen neuen Grund, sich für einen halben Tag lang daheim in den eigenen vier Wänden zu verbarrikadieren und sich ohne Pause mit Lachern unterhalten zu lassen. Die neue kultverdächtige Netflix-Serie "Unbreakable Kimmy Schmidt" startete mit vergleichsweise geringem Promotionaufwand, da z.B. in New York nur vereinzelt Billboards zu sehen sind.

Unbreakable Kimmy Schmidt Billboard© M. Müller

Unbreakable Kimmy Schmidt© Universal Television
Offensichtlich setzt der Streaming-Service vorwiegend auf Mundpropaganda, was zumindest in New York nach nur einer Woche bereits gelungen ist. "Kimmy Schmidt" ist längst Gesprächsthema in den Mittagspausen und Subway-Gesprächen der New Yorker. Natürlich muss man diese Entwicklung mit Vorsicht genießen, da die New Yorker dazu neigen, Serien und Filme, die sich um ihre Stadt drehen, zu lobpreisen, doch "Unbreakable Kimmy Schmidt" hat definitiv das Potential, über die Weltmetropole hinaus im Rest der Welt Fans zu finden. Ursprünglich sollte die Comedy-Serie auf NBC laufen, doch dem Network schien die skurrile Serie offenbar nicht massentauglich genug. Im November 2014 verkündete Netflix dann nicht nur, dass man die Serie abgekauft hat, sondern auch, dass direkt zwei Staffeln in Auftrag gegeben wurden. Mittlerweile ist dies kein ungewöhnliches Prozedere mehr, da Netflix bereits in 2011 mit dieser Staffelstrategie Wellen schlug, als von der damals neuen Politdramaserie "House of Cards" zwei Staffeln bestellt wurden. Aber zurück zu "Kimmy Schmidt". Die neue Comedy-Serie stammt aus der Feder von Tina Fey, die zuletzt mit der NBC-Serie "30 Rock" Erfolge feiern konnte. Und auch in ihrem neuen Projekt ist ihre Handschrift unübersehbar, da "Unbreakable Kimmy Schmidt" geprägt ist von Feys sarkastischem und cleverem Humor.

Unbreakable Kimmy Schmidt© Netflix
Die Ausgangssituation der Serie: Zu Beginn der ersten Folge werden vier Frauen aus einem Bunker in Indiana befreit, in welchem sie über 15 Jahre lang von einem Reverend festgehalten wurden, der Ihnen sagte, sie seien die Einzigen, die die Apokalypse überlebt haben. Sichtlich verstört und jenseits jeglicher Realität werden die vier Freundinnen in das wahre Leben zurückgeworfen und müssen direkt Matt Lauer in der "Today Show" Rede und Antwort stehen, der die "Indiana Mole Women" (Maulwurffrauen aus Indiana) gehörig auf die Schippe nimmt. Auf die Frage, was die Frauen nun mit ihrem neuen Leben anfangen werden, sind sich alle einig, dass es direkt wieder zurück nach Indiana geht. Doch Kimmy Schmidt ist so sehr von ihrem New-York-Aufenthalt fasziniert, dass sie kurzfristig entscheidet, das Abenteuer Big Apple auf sich zu nehmen und ihre Bunker-Freundinnen zu verlassen. Mit dem Verstand einer Highschool-Schülerin kämpft sich Kimmy auf bemerkenswerte Art und Weise durch den Großstadtdschungel.

Unbreakable Kimmy Schmidt© Netflix
Mit ihrem lila Jansport Rucksack und 13.000 Dollar aus der Indiana-Mole-Women-Stiftung, die ihr bei ihrem ersten Clubbesuch aber direkt gestohlen werden, begibt sich die furchtlose Kimmy auf die Suche nach einem Zimmer und macht eine typische New York-Erfahrung, da sie sich natürlich nur eine Abstellkammer leisten kann. Titus ist ihr neuer Mitbewohner, der eigentlich Musicaldarsteller ist, aber sein Geld damit verdienen muss, als Roboter verkleidet am Times Square Fotos mit Touristen zu machen. Durch einen Zufall trifft Kimmy auf die ebenfalls jenseits der Realität lebende Jacqueline Voorhees, die sie als Nanny für ihren Sohn einstellt. Im Laufe der ersten Folgen entwickelt sich Jacqueline zum geheimen Star der Serie. Jacqueline ist eine neureiche und verwöhnte Upper-West-Side-Hausfrau ist, die lediglich mit Luxusproblemen zu kämpfen hat, wie bspw. die beste Schönheitscreme zu finden oder mehr Zeit bei ihrem Therapeuten zu bekommen, der 300 Dollar pro Stunde berechnet.

Jane Krakowski© Netflix
Jacqueline wird von Jane Krakowski gespielt, die der Serie erst den richtigen Kick gibt. Kimmy bringt neuen Wind in die Familie und schafft es sogar, die verwöhnte Stieftochter in die Schranken zu weisen. Der Zuschauer wird von der aufgeweckten und energiegeladenen Kimmy und ihren Abenteuern im gnadenlosen New York mitgerissen, wo sie von einem Fettnäpfchen ins Nächste tritt. Kimmy manövriert sich auf Grund ihrer Denkweise und ihrer 90er-Jahre-Mentalität in die urkomischsten Situationen, die den Zuschauer in Erinnerungen an die damalige Zeit schwelgen lassen. Als ihr im Club die Droge Molly angeboten wird, antwortet Kimmy in ihrer naiven aber sympathischen Art: "Yeah. Molly war schon immer meine Lieblingspuppe." Oder als sie zum ersten Mal ein iPhone in der Hand hält, ist ihr erster Kommentar: "Wow cool. Die haben jetzt Macintosh auf dem Handy." Und als sie an ihrem ersten Arbeitstag zu spät kommt, ist ihre Ausrede folgende: "Ich hatte keine Uhr mehr seit mein Tamagotchi gestorben ist." Kimmy versucht ihr Bestes, aktuelle Sprichwörter und Redewendungen aufzuschnappen, doch bringt sie diese dann immer wieder durcheinander. "Unbreakable Kimmy Schmidt" zeigt die typischen Probleme, mit denen sich Manhattan-Neulinge auseinander setzen müssen, die mit wenig Geld, einem winzig kleinen Zimmer und schlecht bezahlten Jobs ums Überleben kämpfen. Dank des grandiosen Casts und der beeindruckenden Skriptautoren, die mit ihrem Witztempo eine Meisterleistung abgeliefert haben, kann für die Zuschauer die zweite Staffel sicher nicht schnell genug kommen. "Unbreakable Kimmy Schmidt" ist ein Lichtblick im amerikanischen Comedygenre. Tina Fey beweist wieder einmal, dass sie zu der Crème de la Crème der Comedyautoren gehört.