Scream© MTV
Das wohl immer noch berühmteste Horrorfilm-Franchise der Welt, "Scream", feierte in der letzten Woche nach über 4 Jahren ein Comeback, allerdings nicht mehr auf der großen Leinwand, sondern auf dem Fernsehbildschirm. MTV konnte für dieses Projekt den Schöpfer des ursprünglichen Kino-Franchises, Wes Craven, gewinnen, der sich eine andere Herangehensweise überlegen musste, um den Mythos "Scream" auf der einen Seite mit neuen Ideen und zeitgemäßen Effekten wiederzubeleben und gleichzeitig den Witz und nicht ganz ernst zunehmenden Horrorfaktor beizubehalten, was im Großen und Ganzen auch gelang. Die Pilotfolge beginnt mit einem Amateurvideo, welches die Highschool-Schülerin Audrey zeigt, wie sie mit einer Freundin im Auto rumknutscht. Das Outing-Video wird von einem ihrer Mitschüler ins Internet gestellt, wo es sich natürlich in Windeseile weiterverbreitet und Audrey zum Gespött in der Schule macht.

Scream© MTV
Der Zuschauer findet direkt heraus, dass es sich bei dem Übeltäter um die reiche und verwöhnte Mitschülerin Nina handelte, die auch direkt für ihre Cyberbully-Attacke büßen muss. In Anlehnung an die legendäre erste Szene aus dem ersten Kinofilm "Scream", als Drew Barrymoore durch ihr Haus gejagt wurde und einen grausamen Tod sterben musste, blüht Nina ein ähnliches Schicksal. Nur mit dem Unterschied, dass Nina per SMS und Social Media von ihrem Mörder verfolgt wird und den Kopf ihres Ex-Freundes im Whirlpool schreiend auffindet bevor sie selbst vom Mörder aufgeschlitzt wird. Doch wer steckt nur hinter der Maske? Die Maske bekam übrigens eine Generalüberholung und ähnelt dem Original nur noch ansatzweise. In einem Interview erklärten die beiden Showrunner Jill E. Blotevogel und Jaime Paglia, wie es zu dieser Entscheidung kam: "In den Kinofilmen konnte die Ghostface-Maske von jedem in einem Laden gekauft und aufgesetzt werden… wohingegen in unserer TV-Serie der Ursprung der Maske eng mit der Mythologie eines Killers aus der Vergangenheit zusammenhängt." 

Scream Maske© MTV
So bekommt der Zuschauer in Rückblenden erklärt, dass vor 20 Jahren ein Killer namens Brandon James eine Stadt terrorisierte, da er auf Grund seines deformierten Gesichts von allen gehänselt und verstoßen wurde. Brandon litt unter dem Proteus-Syndrom und musste daher jahrelang eine Maske tragen. Brandon war besessen von seiner Jugendliebe Daisy, die eines Nachts einwilligte, sich mit ihm am See zu treffen, wo er allerdings von der Polizei erschossen wurde und im See von Lakewood ertrank. Bei der Schlüsselfigur Daisy handelt es sich um die alleinerziehende Mutter Maggie, deren Tochter Emma die Hauptfigur von "Scream" ist. Obwohl Emma bezüglich der Veröffentlichung des Cyberbully-Videos von Audrey nicht ganz unschuldig war, ist sie die vernünftigste in der Gruppe von gutaussehenden und pubertierenden Teenagern, die alle ein Geheimnis mit sich tragen und somit automatisch zu den Hauptverdächtigen gehören.

Scream Cast© MTV
Die Konstellation der Teenage-Freunde erinnert sehr an den ersten "Scream"-Film, da jedes Klischee bedient wird. Von der Schönheitskönigin der Schule, über den Football-Star bis hin zum Horrorfilm-Nerd Noah, der besessen ist von der Brandon James Legende und während des Schulunterrichts folgende These bezüglich einer Fernsehserie basierend auf einem Horrorfilm aufstellt: "Slasher-Filme wie bspw. 'Texas Chainsaw Massacre' können als Fernsehversion nicht funktionieren, da nach 90 Minuten der Mörder gefunden ist." In einer Fernsehversion müsse die Story gestreckt werden. Und genau diese Strategie verfolgt MTVs "Scream", da nicht unbedingt in jeder Folge ein Charakter umgebracht wird und der Mörder mit der Maske auch eher selten auftritt. In der Pilotfolge war er lediglich zweimal kurz zu sehen. Trotz aller Bemühungen fällt es allerdings schwer, das Remake als Fernsehserie zu mögen, da die Filme so einen enormen Kultstatus haben und MTV sich automatisch den direkten Vergleichen stellen muss. Die Kinoreihe lebte vor allem von der unschuldigen und furchtsamen Hauptfigur Sidney, Emma hingegen ist nur teilweise vernünftig, da sie bspw. direkt mit einem Highschool-Neuzugang auf einer Party rumknutscht, nachdem sie erfährt, dass ihr Freund fremdgegangen ist. Doch der Executive Producer Tony DiSanto gab den Fans der Kinoreihe Hoffnung, da wohl der ein oder andere Gastauftritt des Kinocasts geplant ist. MTV gelang mit Scream ein akzeptabler Quotenstart, da die Pilotfolge innerhalb der ersten drei Tage inklusive DVR-Nutzung über 6 Mio. Zuschauer zählen konnte und im Internet die Serie absoluter Trendsetter war. Über 54.000 Tweets wurden während der Ausstrahlung der Pilotfolge abgesetzt und der Hastag #Scream war auf Platz 2 der Instagram-Trendcharts. Generell setzt MTV viel auf Interaktivität für die Serie, da bspw. während der Ausstrahlung alle Songs eingeblendet werden, die in den jeweiligen Szenen verwendet wurden. Auf ScreamMusic.MTV.com können dann alle Songs aus den jeweiligen Folgen gefunden werden.

Scream Billboard© M. Müller

Etwas enttäuschend fiel die Plakatkampagne aus, die definitiv mehr Kreativität verdient hätte. In New York wurden zwar unzählige Subwaystationen und Busse plakatiert, doch der Slogan "You'll Never See It Coming" ist eher nichtssagend und schwach.