AG.MA© Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse
Im vergangenen Jahr versuchte die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse agma zum ersten Mal, mit der MA Audio vergleichbare Reichweitendaten für klassische Radiosender und Online-Streaming vorzulegen - und handelte sich einiges an Kritik ein. Bei der zweiten Auflage wurde nun einiges geändert. So werden nun beispielsweise auch Streaming-Anbieter wie Spotify berücksichtigt, auch online ist man nun auf Sessions/User pro Stunde umgestiegen, es gibt nun auch für die Online-Angebote eine Tagesreichweite, man differenziert nun zwischen Prestream- und Instream-Werbung. Agma-Geschäftsführer Olaf Lassalle zeigt sich daher auch zufrieden: "Die aktuelle Veröffentlichung geht durch zahlreiche methodische Neuerungen auf die Forderungen der Marktpartner, stets mit Blick auf die Hörer und deren tatsächlichen Nutzung von Radioinhalten sowie der dem Werbemarkt offerierten Angebote umfassend ein".

BVDW© BVDW
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), einer der schärfsten Kritiker der ersten MA Audio, konstatiert dann immerhin auch "Verbesserungen, besonders in der Granularität der Ergebnisse zu IP-basierten Audioangeboten". Trotzdem bleibt man bei der Kritik, dass die agma weiterhin gewissermaßen Äpfel mit Birnen vergleicht: "Eine reale Vergleichbarkeit mit der analogen Radionutzung – die elementare Voraussetzung, um eine valide Konvergenzwährung zu erhalten – wurde aus unserer Sicht allerdings noch immer nicht erreicht. Während die Datengrundlage bei IP-Audio eine technische Messung aller Nutzungsvorgänge in Kombination mit einer Online-Tagebuchstudie ist, basiert die Erhebung auf UKW-Seite ausschließlich auf Telefonumfragen zur Markenerinnerung der Hörer", sagt Frank Nolte, aus der Fokusgruppe Audio des BVDW. Rainer Henze, Vorsitzender der Fokusgruppe Audio, kündigt an, dass man sich weiterhin für eine Verbesserung der "MA Audio" einsetzen werde. "Nach wie vor fordern wir die Erhebung aller Audio- und Radio-Angebote auf Basis einer zumindest stichprobenartig einheitlichen Methodik. Bis dahin bleibt eine valide Konvergenz eine Vision."

Grafik: DWDL.de© DWDL
Tatsächlich dominieren in den ausgewiesenen Konvergenz-Zahlen die klassischen Radios sehr deutlich. Nimmt man zum Beispiel Antenne Bayern als einen der größten Einzelsender, dann erreicht der Sender insgesamt eine Tagesreichweite von 3,626 Millionen Hörern (Mo-So). Allein über den klassischen Weg erreicht der Sender aber auch schon 3,583 Millionen Hörer, 0,136 Millionen sind es, die das Online-Angebot im Schnitt pro Tag erreicht. Auch bei 1Live liegt die Konvergenz-Tagesreichweite mit 3,572 Millionen nur unwesentlich höher als die klassische mit 3,553 Millionen Hörern. Spotify erreicht demnach übrigens eine Tagesreichweite von 901.000 Hörern, bei laut.fm sind es 60.000 Hörer. Alle Zahlen der "MA Audio" gibt's beim Vermarkter RMS.

Webradiomonitor© BLM
Die Zahl der Webradios steigt weiter. Für die jährliche Studie Webradio-Monitor von BLM, BVDW und VPRT wurden in diesem Jahr erstmals über 10.000 Angebote erfasst, davon 7.686 User Generated Radiostreams oder kuratierte Playlists und 2.453 Webradio-Angebote. 53 Prozent der untersuchten Webradio-Angebote bieten Formate für spezielle Zielgruppen und Musikrichtungen, 47 Prozent eher klassische Radioformate für breitere Zielgruppen. Das Interesse geht über reines Musikhören hinau. So werden von den befragten Online-Audiohörern bereits zu 41 Prozent auch Nachrichten im Web gehört, zu 32 Prozent Regionales und Lokales, zu 16 Prozent weitere Informationssendungen und zu 15 Prozent Unterhaltungs- und Comedy-Formate. Jeder dritte Abruf erfolgt übrigens über mobile Geräte. Bis 2018 rechnen die Anbieter im Schnitt mit einem weiteren Anstieg der Streaming-Abrufe um rund 20 Prozent pro Jahr und insbesondere mit einem starken Anstieg der mobilen Abrufe. Sie sollen 2018 bereits 45 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen. Die größten Hindernisse für die weitere Marktentwicklung sind aus Sicht der befragten Online-Audioanbieter vor allem die hohen Gebühren für Rechte und Lizenzen (75 Prozent), die begrenzten Datenvolumina bei Mobilfunkverträgen (74 Prozent) und die mangelnde Verfügbarkeit von mobilem Internet (47 Prozent).

Logo: BR© BR
Der Bayerische Rundfunk macht gemeinsame Sache mit Spotify und hat den Wettbewerb "Call For Podcast" ausgerufen. Gesucht werden "starke deutschsprachige Geschichten und Formate, die ihre Hörer fesseln. Egal ob Doku, Reportage, Talk oder Unterhaltung – im Bestfall kann die Idee über mehrere Teile hinweg tragen und: 'süchtig' machen", heißt es vom BR. Ziel sei es, Erfahrung und Expertise des Medienhauses mit der Kreativität der Szene zusammenzubringen. "Das gesprochene Wort ist unser Tagesgeschäft und wir produzieren im BR leidenschaftlich und professionell die unterschiedlichsten Audio-Stücke. Aber wir wissen auch, wie enorm wichtig es ist, stets die Augen offen zu halten für Inspiration und Innovation", erklärt BR-Feature Chefin Ulrike Ebenbeck, wieso man sich nach außen wendet. Daniel Nikolaou, Spotify Podcast Partnerships & Development, füngt hinzu: "Häufig mangelt es weniger an den Ideen, sondern an den Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Umsetzung. Genau dort wollen wir gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk professionell unterstützen." Bewerten soll die eingereichten Konzepte dann übrigens eine "Crowd Jury", die etwa 50 Köpfe stark werden soll und von Journalisten aus Radio, Print und Online über Podcaster, Autoren, Regisseure, Verlagsleute, Branchenkenner bis zu Hörern und Abonnenten reichen soll. Die Besten der ersten Runde bekommen ein Budget zur Produktion einer Pilotfolge; die besten drei Piloten erhalten ein Preisgeld sowie ein Angebot vom BR zur Produktion einer Staffel. Einsendeschluss ist der 31. Dezember. Mehr unter callforpodcast.de