Steckbrief

Sendestart: 1. November 2009
Senderchefin: Simone Emmelius
Betreiber: ZDF
Vermarkter: ZDFneo ist werbefrei
Kernzielgruppe:
25- bis 49-Jährige

Erfolgsbilanz

Marktanteil 2016: 1,6 % (ab 3) / 1,1 % (14-49)
Die wahre Primetime: "Für ZDFneo ist gerade mit Blick auf die jüngere Zielgruppe auch die 'zweite Primetime' ab 21:45 Uhr sehr wichtig", sagt Sendersprecherin Christina Betke. Das zeigt sich auch an diversen Eigenproduktionen, die häufig erst am späteren Abend zu sehen sind.
Höchste Reichweite:
"Wilsberg: Treuetest" mit 1,90 Millionen Zuschauern (5,6 Prozent Marktanteil) am 10. Februar 2016. Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte die Krimireihe an diesem Abend 470.000 Zuschauer und einen Marktanteil von 3,8 Prozent.
Größte Erfolge des Senders: Seine höchsten Reichweiten verzeichnete ZDFneo in der Vergangenheit meist dann, wenn man Produktionen zeigte, die auch schon im Hauptprogramm erfolgreich waren - und das sind vor allem Krimis. Ob "Wilsberg", Einzelstücke oder "Inspector Barnaby": Wenn's um Mord und Totschlag geht, schalten die Zuschauer meist in Scharen ein. Im Netz ist ZDFneo unterdessen vor allem dank Jan Böhmermann stark unterwegs: So zählt das "Neo Magazin Royale" mit in diesem Jahr insgesamt mehr als 800.000 Abrufen zu den Formaten mit der höchsten Online-Sehbeteiligung in der ZDF-Mediathek. Die Folgen von "Schulz & Böhmermann" erzielten sogar über 870.000 Aufrufe.

Werdegang und Profil

30 Rock© NBC
"ZDFneo steht für neue, moderne, erfolgreiche Unterhaltung für eine junge Zielgruppe. Das hätte uns vom ZDF vor sechs Jahren da draußen kaum einer zugetraut", sagt ZDFneo-Sprecherin Bekte. Tatsächlich hat sich ZDFneo inzwischen gut etablieren können, auch wenn der Start etwas holprig war. Man erinnere sich nur an die Null-Reichweite von "30 Rock" am ersten Sendetag, die sogar in den USA Schlagzeilen machte. Hervorgegangen ist ZDFneo einst aus dem ZDFdokukanal, um dem überalterten ZDF ein junges Beiboot zur Seite zu stellen, das auch explizit Eigenproduktionen zeigen sollte. Schon lange hatte der Mainzer Sender drei Digitalkanäle betrieben, sie aber bis zum Start von ZDFneo eher vernachlässigt. Als "Innovationsmotor" fürs Hauptprogramm bezeichnete Thomas Bellut, damals noch Programmdirektor, den jungen Sender zum Start. Das ist allerdings bis heute eher mäßig gelungen: Viel mehr als "Kessler ist..." und das "Neo Magazin", das sich auch schon vor der Erdogan-Affäre zur am meisten beachteten Eigenproduktion eines kleinen Senders mauserte, hat es zuletzt allerdings nicht ins große ZDF geschafft.

Ins Hauptprogramm sprangen dagegen Joko und Klaas, wenn auch nicht beim ZDF, sondern bei ProSieben, wo sie ihr "neoParadise" zum "Circus HalliGalli" verwandelt haben. Viele Eigenproduktionen, an denen man sich bei ZDFneo einst versuchte, sind mittlerweile Geschichte. Vom Vorhaben, etwa am Vorabend eigene Akzente zu setzen, ist ZDFneo längst abgekommen - übrigens ebenso wie vom anfänglichen Versuch, an vier Abenden pro Woche um 20:15 Uhr "Terra X" zu zeigen. Inzwischen setzt man die ganze Woche über auf einen Mix aus eigenen Marken in Kombination mit erfolgreichen ZDF-Programmen und internationalen Lizenzen. "Und natürlich sind wir stolz auf Auszeichnungen unserer Formate", sagt die Sendersprecherin und verweist auf den Fernsehpreis für "Auf der Flucht" und das "Neo Magazin Royale" sowie den zweiten Grimme-Preis, den es gerade erst für #varoufake gab. Der nächste Schritt ist nun die erste Dramaserie, die gerade angekündigt wurde (DWDL.de berichtete).

Eigenproduktionen

  Marktanteil
(14-49)
Marktanteil (ab3)
Schulz & Böhmermann
2,3 %
1,3 %
Neo Magazin Royale
1,6 % 1,1 %
Kuttner plus Zwei
1,1 %
0,8 %
Blockbustaz 0,9 % 1,2 %

Fragen an die Senderchefin

Simone Emmelius© ZDF/Carmen Sauerbrei
Simone Emmelius, seit 2012 für ZDFneo verantwortlich

Wo sehen Sie derzeit die Schwachstellen im Programm - und woran arbeiten Sie?

Ich bin eher ein Fan davon, die Stärken zu verstärken! Aber natürlich werten wir unser Programm kontinuierlich aus und nehmen dabei auch das Feedback der Zuschauer und User auf, um zu lernen, was wir noch besser machen können. Aktuell hat die Daytime unsere besondere Aufmerksamkeit.

Was ist Ihr direktes Wettbewerbsumfeld - und wie heben Sie sich davon ab?

Das Programm von ZDFneo ist komplementär zu den anderen Sendern der ZDF-Programmfamilie, inkl. des Jungen Angebots von ARD und ZDF. Als Wettbewerber sehen wir die kleinen analogen Sender und natürlich die Digitalsender der dritten Generation. Wir heben uns ab, in dem wir uns klar als junges, vielseitiges Unterhaltungsprogramm der ZDF-Familie positionieren. Vor allem investieren wir seit Sendestart kontinuierlich in die Entwicklung neuer crossmedialer Formate. Unser Schwerpunkt liegt dabei momentan auf fiktionalen Programmen.

Welchen Marktanteil kann der Sender mittelfristig realistisch erreichen, ohne seine derzeitige Positionierung aufgeben zu müssen?

Natürlich sind die Zielsetzungen von ZDFneo auf Wachstum ausgerichtet. Mir ist dabei aber wichtig, dass wir nicht nur in Marktanteilen wachsen. Wir wollen weitere starke Format-Marken schaffen, die gerade in der non-linearen Welt User an ZDFneo binden. Ich bin von wenig so überzeugt wie davon, dass am Ende die Qualität der Programme über ihren Erfolg beim Zuschauer respektive Nutzer entscheidet. Die drückt sich aus in Authentizität, Modernität und handwerklichem Können – und daran arbeiten wir ebenso selbstkritisch wie mit großer Hingabe.

Blockbustaz© ZDF/Efe Cetinoezman
Wenn Sie nur ein einziges Format Ihres Senders empfehlen dürften: Welches wäre es - und warum?

"Blockbustaz". Ein authentisches, warmherziges, fiktionales Format mit großer Situationskomik, das für das lineare Fernsehen ebenso konzipiert ist, wie für das Netz, sich also an die junge Zielgruppe richtet, die wir bereits mit dem "Neo Magazin Royale" erreichen.

Es geht um Arbeitsverweigerer Sol (Eko Fresh), seine Träume vom Rapper werden und seinen Alltag im Kölner Plattenbau. Eine ganz eigene Verbindung aus Comedy, Musik und Sitcom, die es noch nicht in Deutschland gab, und die nebenbei ein schwieriges soziales Milieu auf Augenhöhe erzählt.

Die Pilotfolge konnte 2014 User und Zuschauer überzeugen und das TVLab gewinnen. Ein weiterer Beleg für unsere kontinuierliche Entwicklungsarbeit.

Welches Format hätten Sie gerne auf dem Sender, wenn Kosten und Quotenerwartungen keine Rolle spielen würden?

Wenn ich es nicht schon im Sender hätte, dann ein Format wie das "Neo Magazin Royale mit Jan Böhmermann". Eine erfolgreiche Late Night, die Themen setzt und Zuschauer und User bindet. Aber mein klarer Fokus ist im Moment die Fiction - mein Wunsch also: Die neoSerie, die von Zuschauern und Kritikern gleichermaßen geliebt und gesehen wird.

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