Die Debatte ist so alt wie der Sportjournalismus selbst: Wie halten Sie es mit Duzen oder Siezen im Gespräch mit Sportlern und Verantwortlichen?

Monica Lierhaus, Sky: "Im Bereich Sport geht es natürlich eher leger und weniger förmlich zu, aber grundsätzlich gilt für mich der respektvolle Umgang mit dem Interview-Gast, also 'Siezen'. Bei längerer Bekanntschaft auch 'Anrede mit Vornamen + Siezen' . Kenne ich meinen Interviewpartner jedoch persönlich und duze ihn privat, würde ich dies auch vor der Kamera tun, denn sonst wäre es gekünstelt. Persönlich und professionell schließen sich ja nicht gegenseitig aus."

Wolf-Dieter Poschmann, ZDF: "Ungeachtet der möglichen persönlichen Bekanntschaften oder Beziehungen ist das 'Sie' ein Muss. Ausnahmen müssen erklärt und begründet werden."

Sabine Töpperwien, WDR: "Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk halte ich das Siezen grundsätzlich für die richtige Umgangsform mit Sportlern und Verantwortlichen. Eine hörbare Distanz lenkt das Augenmerk auf den Inhalt. Ein Du impliziert Kumpanei, vor allem im Radio, da keine Körpersprache zu sehen ist..."

Marco Hagemann, RTL / Eurosport: "Es kommt immer auf die Gesprächsform an. Für welches Medium führe ich das Gespräch, für welchen Zweck führe ich das Gespräch? In einem Talkformat zum Beispiel sollte man Siezen, da so eine journalistische Distanz gewahrt wird. Da würde ich auch keine Ausnahmen machen, genau wie Gespräche nach dem Spiel in welcher Sportart auch immer am Feld bzw Platz. Sofern man einen eigenen Youtube-Kanal als Beispiel unterhält und selbst ein Format entwickelt hat, finde ich das Du nicht schlimm. Aber im großen öffentlichen Rahmen ist das Sie für mich unumgänglich, egal, ob ich privat mit einem Sportler oder Funktionär per Du bin."

Dirc Seemann, Sport1: "Das ist sehr situationsabhängig - insbesondere vom Verhältnis zwischen den Gesprächspartnern, dem Format der Sendung oder auch dem Alter der Gesprächsteilnehmer. Bei uns im 'Doppelpass' oder besonders auch im ‚Fantalk‘ herrscht eine lockere Atmosphäre, die ein Duzen auch aufgrund von persönlichen Beziehungen deutlich erleichtert. Bei typischen Fragesituationen zwischen Journalisten und Sportlern nach Wettkämpfen bin ich ein Befürworter des Siezens, aber mit einer Vornamen-Ansprache. Besonders wenn die Gesprächspartner beide noch jung sind, klingt das seriös, aber weniger steif."

Hansi Küpper, Sat.1: "Die ehrlichste Lösung ist auch die Beste. Wen ich duze, den duze ich auch am Mikro. Wen ich sieze, den sieze ich am Mikro."